Teresa Stadlober hat im Skiathlon die erste Medaille einer österreichischen Langläuferin bei Olympischen Spielen geholt. Am Donnerstag wird sie das Distanzrennen über 10 Kilometer in der Klassischen Technik bestreiten. Auf dem Weg zu Bronze hat sie einen ganz neuen Ski im Skating aus Oberösterreich eingesetzt. Zeit zu fragen, was einen Langlaufski auszeichnet. Gerhard Urain  ist bei Fischer der Leiter der Abteilung Rennlauf Nordisch.

1.  Was macht einen Langlaufski aus?
Die Qualität eines Skis ist immer die Summe des Ganzen aus dem Zusammenspiel von Konstruktion, Belag, Schliff, Struktur, Wachs…und natürlich muss der Ski auch gut auf den Athleten abgestimmt sein.

2. Wenn Teresa Stadlober ins Werk kommt, nach welchen Kriterien wählt sie ihre Ski aus? Wie viele Paare stellt ihr bereit? Werden in der Saison welche nachgeschickt?
Teresa kommt natürlich zu uns in die Firma, allerdings mehr zur Abstimmung bzgl. ihrer Schuhe. Den Skipark bauen wir in enger Abstimmung mit ihren Serviceleuten auf, die  vier- bis fünfmal Mal vor der Saison in die Firma kommen. Unsere eigenen Rennservicebetreuer machen eine Vorselektion und sie nehmen dann je vier bis fünf Paar Classic- und Skatingski mit, um diese ausgiebig zu testen. Die besten Ski davon kommen dann in Teresa’s Skipark und die anderen kommen wieder zurück. So baut man Schritt für Schritt das Material für die Saison auf, um für möglichst viele Bedingungen in Bezug auf Konstruktionen, Beläge und Schliffe gut gerüstet zu sein. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass nicht zu viele Ski gleichzeitig getestet werden, damit sie wirklich gut und ausgiebig getestet werden können. Man muss beim Aufbau eines Skiparks die Kontrolle behalten, welche Ski, bei welchen Bedingungen gut funktionieren. Wenn sich dann im Laufe der Saison herausstellt, dass noch da Lücken sind, werden bei Bedarf noch Ski nachgeliefert, oder auch welche zurückgegeben, wenn diese nicht in den Skipark passen. Immer auf der Suche nach einem besten Ski, bekommt Teresa rund 40 Paar Ski pro Jahr und die gibt sie teilweise wieder zurück.

Das Feintuning der Langlaufski
Das Feintuning der Langlaufski © Fischer

3. Die Ski für wärmere Bedingungen sind in China nur zur Zierde mit. Die Bedingungen sind aufgrund der sehr niedrigen Temperaturen und des Kunstschnees sicher nicht alltäglich. Wurden daher speziell noch Ski gefertigt? Was sind da die Herausforderungen?

Grundsätzlich war in diesem Jahr die spezielle Schwierigkeit, dass man nicht vorher auf den Olympiastrecken testen konnte und keiner die Gegebenheiten vor Ort wirklich gekannt hat. Man hat tatsächlich im Vorhinein nur gewusst, dass in China mit kalten bis extrem kalten Bedingungen gerechnet werden muss. Wir haben natürlich auch Ski für wärmere Bedingungen dabei, weil man ja für alle gerüstet sein will, aber man hat sich generell auf Ski mit Konstruktionen, Belägen und Schliffen für kalte und extrem kalte Bedingungen konzentriert. Dadurch, dass bei den sehr tiefen Temperaturen der Schnee sehr trocken und stumpf ist, gilt es feine Strukturen und Schliffe zu wählen, die nicht zu viel Angriffsfläche für die aggressiven Schneekristalle bieten. Man versucht durch Konstruktionen und Schliffe mit viel Auflagefläche eine gewisse Reibung und damit Feuchtigkeit zu erzeugen, damit der Ski besser gleitet. Wenn es warm ist, möchte man dagegen möglichst wenig Auflagefläche haben, mit starker Struktur, damit das Wasser, das entsteht, gut verdrängt werden kann.

4. Muss man einen so kalten Ski besonders behandeln, um diese feine und scharfe Struktur nicht zu zerstören?
Die feinen Schliffe werden mit einem Stein, der von einem Diamanten die entsprechende Struktur bekommt, in den Belag geschliffen. Im Anschluss wird der Ski wieder gut eingewachst, damit sich der Ski mit Wachs voll saugen kann. Anschließend zieht man das überflüssige Wachs wieder ab und legt mittels Ausbürsten die Struktur des Schliffes wieder frei. Dieser Vorgang ist allerdings bei kalten Schliffen nicht anders als bei warmen Schliffen. Wichtiger ist, dass, wie in einem Baukastensystem, die einzelnen Komponenten Belag, Konstruktion und Schliff zusammen passen müssen, um am Ende den perfekten Ski zu haben.

Montage der Bindungsplatten
Montage der Bindungsplatten © Fischer

5. Wer ist bei den Rennen für die Präparierung zuständig?
Im Langlaufsport ist es allgemein so, dass sich die Skifirmen um die Vorarbeit und die generelle Bereitstellung und den Aufbau des Skiparks kümmern, damit die Athleten mit den entsprechenden Skikonstruktionen, Belägen und Schliffen versorgt sind. Die Präparation am Renntag übernehmen die Servicetechniker der nationalen Skiverbände. Vor Ort ist die Aufgabe unseres Teams hauptsächlich die Weiterentwicklung des Materials: Ski, Bindungen, Schuhe, Stöcke. Neue Materialien, Konstruktionen, Beläge, Schliffe und so weiter werden da getestet.

6. Wie viele Paar Ski habt ihr in Summe in den unterschiedlichen Weltcups (Langlauf/Biathlon/Kombi)?

Im Weltcup sieht man zu, dass man für alle Bedingungen eine gewisse Auswahl an Ski mit hat. Je Weltcup sind wir mit rund 400 Paar bei den Rennen, um bestens gewappnet zu sein. Das heißt natürlich nicht, dass man diese 400 Paar vor Ort ausgibt, aber man braucht eine gewisse Menge, aus denen man selektieren kann. Wenn wir dann zwischen den Weltcups wieder in der Firma sind, werden die entstandenen Lücken wieder für den nächsten Weltcup aufgefüllt.

7. Was ist der Unterschied zwischen einem Profigerät und einem für Hobbyläufer?
Unsere Profisportler könnte man als"Testpiloten unter Extrembedingungen" bezeichnen. Wir testen im Weltcup unter den unterschiedlichsten und extremsten Bedingungen verschiedene Kombinationen der oben bereits erwähnten Konstruktionen, Beläge und Schliffe aus. Die Vielfalt ist dort sehr groß, um einfach auch viel Informationen über das Material zu bekommen. Das Feedback der vielen Athleten fließt dann in die weitere Entwicklung ein und ist für die Weiterentwicklung essenziell. Die Kombinationen, die dann am besten funktionieren im Rennlauf, vor allem auch bei möglichst vielen Bedingungen, die kommen dann mit einer Vorlaufzeit von etwa einem Jahr in den Sportfachhandel. Um es ihnen leichter zu machen, das Material aus dem Rennlauf zu erkennen, haben wir es mit dem Race Code Gütesiegel sichtbar auf den Produkten ausgezeichnet.

Gerhard Urain, Leiter Rennlauf Nordisch bei Fischer