Die Siegerehrung beim Moto3-Rennen des "Grand Prix von Valencia" verzögerte sich um einige Minuten. Und das, weil niemand mit diesem Sieger gerechnet hatte: Der erst 15-jährige Türke Can Öncü gewann nämlich gleich seinen allerersten WM-Lauf - und stellte damit einige Rekorde auf: Der KTM-Rookie ist mit 15 Jahren und 115 Tagen der jüngste Motorrad-WM-Lauf-Sieger aller Zeiten. Und er ist der erste, der gleich bei seinem ersten Rennen gewonnen hat.

Da ist es kein Wunder, dass die Motorrad-Welt kopfsteht. Denn vor Öncü war es Noburu Ueda 1991, also vor 27 Jahren, gelungen, als Wildcard-Fahrer ein Rennen zu gewinnen. Damals war es das Rennen in Japan in der 125-ccm-Klasse. "Wildcards" werden pro Rennen an Fahrer verteilt, die nicht die gesamte WM bestreiten, denen man aber die Chance zum Test geben will.

Can Öncü im Kreis seines Teams
Can Öncü im Kreis seines Teams © APA/AFP/JAVIER SORIANO

Diese Rechnung ging für KTM diesmal voll auf: Der junge Mann aus Alanya, der schon im Red-Bull-Rookies-Cup überzeugte, fuhr schon im Training auf den achten Platz und setzte auch im Rennen, angeführt von Zwillingsbruder Deniz, alles bestens um. Bei schwierigen, weil nassen Bedingungen hielt er sein Bike in Zaum, stürzte nicht - wie viele andere Favoriten. Und letztlich fuhr er den Sieg souverän nach Hause. "Es ist unglaublich, ich weiß gar nicht, was hier abgeht", meinte er überdreht, "ich bin halt einfach nur im besten Team. Und ich freue mich aufs nächste Jahr."

Das Problem für die Organisatoren bestand übrigens darin, die türkische Hymne für die Siegerehrung aufzutreiben. Und dazu durfte Öncü natürlich den traditionellen Schaumwein für den Sieger nicht angreifen - zu jung. Aber seiner Freude tat auch das keinen Abbruch. Auch wenn Österreichs Motorrad-Weltmeister Gustl Auinger, der den jungen Mann im Rookies Cup unter seine Fittichen nahm, bremst. "Man muss ihn jetzt auch auf den Boden holen. Der Weg in die WM ist noch weit. Aber es ist unglaublich, er ist sehr reif, weiß genau, worum es geht."