Wer in den letzten Tagen dem Wirtshaus Weissl in Attnang-Puchheim einen Besuch abstattete, erlebte nicht nur in der Gaststube regen Betrieb. Gleich nebenan in einer kleinen, zu einer Werkstatt umfunktionierten Garage war auch Wirt Klaus Kofler emsig am Schrauben und Tüfteln. Die Zeit drängte. Das Moto3-Rennmotorrad für seinen 16-jährigen Sohn Maximilian musste noch auf Hochglanz gebracht werden. Denn der Junior hat am Wochenende beim Motorrad-Grand-Prix von Österreich auf dem Red-Bull-Ring seinen großen Auftritt. Und das noch dazu in der WM.

Es ist der erste eines Österreichers in Spielberg seit genau 20 Jahren. 1997 waren mit Bernd Holzleitner, Harald Danninger, Gerwin Hofer, Uwe Bolterauer und Thomas Stadler gleich deren fünf beim Heimrennen unterwegs - ehe die WM fortan einen großen Bogen um Österreich machte und erst im Vorjahr ein Comeback gab. Dank starker Bemühungen von Red Bull. Und auch, weil mit KTM ein rot-weiß-roter Rennstall in allen drei Rennklassen bei den Besten mitmischt. Nun ist also mit Talent Kofler endlich auch ein österreichischer Fahrer dabei, der sein Glück in der Moto3, der früheren 125-ccm-Kategorie, versuchen darf. Mittels Wild Card, die er als nur einer von zwei Youngsters für den Grand Prix in Spielberg erhielt.

Sonderurlaub in der Schule

„Anfänglich war ich gegen einen Start in der WM, weil ich mir Sorgen machte, dass man ihn dort verheizt. Aber als es grünes Licht gab, war die Freude doch riesig“, sagt Papa Kofler, der früher selbst auch in der Deutschen Meisterschaft als Fahrer unterwegs war. Maximilian überredete den Vater schnell. „So eine Chance kriegst du nicht alle Tage“, meint der 16-Jährige, der heuer in der italienischen Meisterschaft mit seiner KTM schon flott unterwegs ist. „Die meisten meiner Gegner sind dort älter, aber ich habe mir schon Respekt erarbeitet“, sagt Kofler. Weil die Noten beim HAK-Schüler passen, bekommt er für die Renneinsätze im Ausland „Sonderurlaub“.

Alles, um irgendwann den Traum vom Stammplatz in der WM zu verwirklichen. Kofler schuftet täglich dafür. Während viele seiner Freunde diesen Sommer im Freibad verbringen, ist der 16-Jährige eifrig am Trainieren. Die Hausaufgaben müssen gemacht werden. „Ich sitze viel auf dem Rad und auch Krafttraining steht auf dem Programm“, sagt Kofler.

Marquez als Vorbild

Nächstes Jahr soll das noch hochklassigere spanische Championat in Angriff genommen werden, um weitere Lernkilometer zu sammeln. Wie schon Koflers große Vorbilder, MotoGP-Leader und Weltmeister Marc Marquez sowie Aufsteiger Maverick Vinales, das taten. Aber Talent alleine reicht im Motorsport nicht aus, um nach vorn zu kommen. Familie Kofler investiert natürlich viel Zeit und Geld, nur dank kleinerer Sponsoren, der Unterstützung von KTM sowie dem Heimverein MSV Schwanenstadt gelingt ein Auskommen. Mit Andreas gibt auch der jüngere Bruder von Maximilian schon im ADAC Junior Cup Gas.

Ausgerechnet am Samstag feiert dieser in Spielberg seinen 13. Geburtstag. Das große Abenteuer Österreich-Grand-Prix beginnt natürlich zuerst einmal mit der Anreise und dem Aufbau der Box. Mama Doris, die gute Seele der Koflers, wird ihre Männer in Spielberg mit Essen versorgen. Und auch der Crew Chief der Koflers ist ein alter Bekannter im heimischen Motorsport-Geschehen. Der frühere Supermoto-Staatsmeister Hannes Maxwald wird Maximilian federführend betreuen.
Danach wechselt Kofler übrigens kurz ins Auto, um Anfang September den L17-Führerschein zu machen. Mit dem Motorrad darf er dagegen nur die Rennstrecke unsicher machen. „Papa erlaubt mir den Motorradschein nicht“, sagt der Jungpilot. In Spielberg bekommt er von ihm aber die Lizenz zum Rasen.

Zur Person
Maximilian Kofler, geboren am 18. August 2000 in Vöcklabruck.
Wohnort: Attnang-Puchheim.
Hobbys: Motocross, Turnen, Skifahren, PlayStation4.
Schule: HAK 1 Wels.
Verein: MSV Schwanenstadt.
Karrierestart: 2007. Höhepunkt ist der Moto3-Wild-Card-Einsatz am Sonntag in Spielberg.