Es war eigentlich nur noch die erwartete Vollzugsmeldung, die Utensilien für die große Feier von Sieger-T-Shirts bis Champagner alle vorbereitet, Max Verstappens Freundin Kelly Piquet noch rechtzeitig von der Pariser Fashionweek eingeflogen und wohl auch die Hotelbar in Doha entsprechend vorgewarnt – wo am Abend zumindest bis 2 Uhr nachts die große Party steigen konnte: Bereits im Sprintrennen von Katar machte der amtierende Weltmeister die Titelverteidigung perfekt. Wenn auch nicht ganz wie gewünscht mit einem Sieg, sondern „nur“ mit Platz zwei hinter McLaren-Newcomer Oscar Piastri – aber dazu war sein Start zu schlecht gewesen und dann machten mehrere Safety-Car-Phasen eine Aufholjagd bis ganz nach vorne unmöglich.

„Es ist ein fantastisches Gefühl, es war ein unglaubliches Jahr“, freute sich der alte und neue Champion, der sich vorher schon über Funk bei seinem kompletten Team bedankt hatte. „Heute war ein ziemlich spannendes Rennen, bisschen schade mit den Safety-Cars, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Ich habe zwar noch versucht, Oscar einzuholen, aber der hat auch einen sehr guten Job gemacht und so hat es halt nicht mehr gereicht.“

Mit seinem dritten WM-Titel hat Verstappen jetzt bereits mit Formel-1-Legenden wie Ayrton Senna, Niki Lauda oder Jackie Stewart gleichgezogen – und das gerade mal im zarten Alter von 26 Jahren. Und nach einer Saison, der er seinen Stempel aufdrückte wie selten ein Fahrer allein zuvor. Sicher – da ist natürlich auch Überlegenheit von Red Bull, das beste Auto im Feld, in diesem Jahr noch deutlicher als in der vergangenen Saison. 15 von 16 Hauptrennen gewannen die Bullen bisher in dieser Saison – allerdings gingen davon 13 Siege auf das Konto von Verstappen.

Nur zwei holte sein Teamkollege Sergio Perez. Der Mexikaner, der vor allem im Qualifying immer weit zurückhängt, zuletzt auch hier in Katar wieder im Q2 scheiterte, während Verstappen wieder einmal die Pole-Position für das Hauptrennen herausfuhr, schaffte nur zwei Siege – und muss inzwischen bangen, überhaupt den Vize-Weltmeistertitel gegen Lewis Hamilton nach Hause zu bringen.

Mehr als einmal kam Verstappen mit mehr als 20 Sekunden Vorsprung ins Ziel, spielte förmlich mit der Konkurrenz, konnte es sich zum Beispiel in Österreich sogar leisten, gegen den Willen des Teams noch einen zusätzlichen Boxenstopp einzulegen, um auch noch den Punkt für die schnellste Rennrunde mitzunehmen.

Was die Frage aufwirft – wo steht Verstappen heute in der Rangliste der Allergrößten in der Formel 1? Red Bull-Motorsport-Koordinator Helmut Marko will sich nicht ganz genau festlegen: „Man muss auch sein Alter ins Spiel bringen, wie jung er noch ist. Für dieses Alter hat er schon faszinierende Rekorde aufzuweisen. „Was man auch sieht ist, dass da immer noch eine Steigerung kommt – und auch diese gewisse Leichtigkeit, mit der er diese Leistungen immer wieder in Perfektion abliefert. In diesem Jahr hat es nicht ein einziges Tief gegeben.“ Wenn man das alles zusammennimmt, dann ist er schon sehr weit vorne mit dabei.“ Verstappen habe sich seit seinem ersten WM-Titel 2021 kontinuierlich weiter gesteigert, sich eine gewisse Gelassenheit zugelegt, „und ich bin mir sicher, da kommt noch einiges.“

Keine allzu guten Aussichten für die Konkurrenten. Denn die Traumpaarung Verstappen und Red Bull wird vertragsgemäß bis 2028 zusammen bleiben. Und zumindest in den nächsten beiden Jahren, bevor 2026 ein komplett neues Formel-1-Reglement kommen wird, ist nicht damit zu rechnen, dass Red Bull seine Vormachtstellung komplett einbüßen wird, selbst wenn die Rivalen zumindest näher herankommen könnten.

Dass große Schritte nach vorne möglich sind, bewiesen in diesem Jahr ja zunächst Aston Martin, dann jetzt in beeindruckender Manier McLaren. Und auch Mercedes sollte in der Lage sein, wenn man für 2024 mit der Annäherung an das Red-Bull-Konzept wieder deutlich Boden gutzumachen.

Aber da ist dann eben immer noch das Ausnahmetalent des Max Verstappen, immer noch besser und selbstbewusster werdend, der im perfekten Zusammenspiel mit seinem Team den Unterschied machen kann. Selbst wenn es rein technisch nicht so bleiben sollte wie in diesem Jahr, als Mercedes-Teamchef Toto Wolff in Ungarn resigniert feststellte, mit dem Red Bull habe sich „ein Formel 1 Auto in ein Formel-2-Feld verirrt.“