Fünf Runden ist das diesjährige Rennen um die Weltmeisterschaft in der Formel 1 alt und nach knapp einem Viertel der Saison ist es Zeit für den ersten Boxenstopp. Bei all der Dominanz von Red Bull gab es nämlich gleich mehrere Überraschungen in diesem Jahr.

Gewinner

Red Bull Racing. Fünf Rennen, fünf Siege, vier davon in doppelter Manier – die Bullen dominieren die aktuelle Saison in der Formel 1 nach Belieben und werden dies auch weiterhin tun. Der RB19 ist ein weiteres Meisterwerk von Superhirn Adrian Newey, auf bisher jeder Strecke funktionierte der Bolide perfekt. Die Mischung aus Zuverlässigkeit, Pace und einem starken Fahrerduo lässt keine Zweifel daran, dass sich Red Bull auch in diesem Jahr die WM-Krone aufsetzen wird. Dass man sich durch den Sieg von Max Verstappen in Miami nun auch die Frage nach der Nummer eins im Team erspart, ist für die Verantwortlichen um Teamchef Christian Horner ein weiterer Vorteil.

Fernando Alonso. Viele Fans des Spaniers waren schockiert, als Alonso im vergangenen Jahr den Wechsel zu Aston Martin verkündete. Die meisten Anhänger fürchteten einen klaren Abstieg, gekommen ist es ganz anders. Der 41-Jährige bewies einmal mehr einen fantastischen Riecher und lässt in diesem Jahr sogar Ferrari und Mercedes alt aussehen. Vier Podestplätze in fünf Rennen sprechen eine klare Sprache, Alonso ist der absolute Fanliebling 2023. Noch beeindruckender ist die Leistung des Spaniers einzuschätzen, wenn man sie mit jener von Teamkollege Lance Stroll vergleicht. Mit 75 Zählern ist Alonso in der Fahrer-WM ganz klar die drittstärkste Kraft, Stroll hingegen im selben Auto mit 27 Punkten auf Platz acht schon deutlich abgeschlagen.

Liberty Media. Eines ist klar: Selbst zu den dominanten Zeiten von Mercedes sahen die Zuschauer in der Formel 1 spannendere Rennen, als bisher in diesem Jahr. Doch selbst bei geringerem Spannungsfaktor, fix gebuchten Siegerpodien und wenigen Überholmanövern setzt sich der Boom in der Formel 1 fort. In Miami kamen 270.000 Fans über das Rennwochenende an die Strecke – ein Topwert hinsichtlich der horrenden Ticketpreise. Auch an den anderen Strecken feierte die Formel 1 eine große Party, was den Eigentümern von Liberty Media ein sattes Plus im Geldbörsel bringen sollte.

Verlierer

Charles Leclerc. Von den Gewinnern zu den Verlierern und dann wohl gleich zum größten des Jahres. Angetreten, um erstmals seit 2007 den Weltmeistertitel zurück nach Maranello zu holen, erlebt der Monegasse bisher eine absolute Albtraumsaison. Platz sieben in der WM und 85 (!) Punkte Rückstand auf Max Verstappen unterstreichen die blamable Leistung 2023. Die Hauptgründe dafür sind schnell gefunden. Zum einen frisst der SF-23 die Pirellis im Rennen förmlich auf, zum anderen kämpfen Team und Fahrer mit Zuverlässigkeit. Zwei Ausfälle und zuletzt mehrere Fehler beim GP von Miami haben die Titelchance für Leclerc schon früh begraben, was die italienische Presse nicht gerade zurückhaltend kommentiert. Die Scuderia hofft indes wie Mercedes auch auf gewaltige Updates für das nächste Rennen in Imola, um die Lücke zu schließen.

AlphaTauri. Für die bisherige Ausbeute in dieser Saison stand der zweite Bullen-Rennstall überaus häufig in den Schlagzeilen, was nur selten ein gutes Zeichen ist. Gerüchte über einen möglichen Verkauf wurden mit der Neubesetzung an der Spitze rund um Neo-Teamchef Laurent Mekies zwar ein für alle Mal begraben, sportlich ist der Rennstall aber weiterhin nur ein Nachzügler. Rookie Nyck de Vries ist noch punktlos und wirkt teilweise überfordert in der Königsklasse. Yuki Tsunoda hat zwar immerhin schon zwei Zähler auf seinem Konto, für den Japaner ist das in seinem dritten Formel-1-Jahr aber deutlich zu wenig. Nicht ausgeschlossen, dass es auch am Fahrersektor nach dieser Saison einen großen Umbruch geben wird, sollte sich die Misere fortsetzen.

Sprint-Format. Sechsmal wird in dieser Saison in der Formel 1 "gesprintet", zum ersten Mal so geschehen in Baku. Mit der Erhöhung der Sprint-Wochenenden kam auch ein neuer Terminplan hinzu, der bei vielen Fahrern und Fans für Ärger sorgte. Das Qualifying für das Rennen bereits am Freitag, Samstag dann Quali-Shootout und Sprint ehe es Sonntag im Grand Prix um die Wurst geht – der gemeine Fan steigt bei diesem Terminchaos schnell einmal aus. Und auch für die Fahrer ist die Belastung eine andere, beschwerten sich in Aserbaidschan gleich mehrere Piloten über die Aufteilung und die gekürzten Trainingseinheiten. Eigentümer und FIA dürfte dies egal sein, was einmal mehr beweist, dass der Weltverband nicht erst seit dieser Saison oftmals zu den Verlierern in der Formel 1 gehört.