Es ist kein Konflikt, den der ORF und ServusTV austragen, aber es ist durchaus ein Wetteifern um die Sehergunst. Beide Sender übertragen aus Spielberg, beide lassen sich dabei nicht lumpen. Der ORF wirbt mit "Es gibt die 24 Stunden von Le Mans – bei uns gibt es die 24 Stunden von Österreich". Denn so viel wird von Freitag bis Sonntag aus der Steiermark übertragen. ServusTV legt da noch nach: 25 Stunden Livesendungen gibt es von den Salzburgern.

Die Rennen und Trainings sind eine Selbstverständlichkeit, der Sender aus dem Hause Red Bull liefert dazu eine Vielzahl an speziellen Dokumentationen und Features. Mathias Lauda lädt etwa Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und Lewis Hamilton zur Doppel-Conference, auch im Motorhome von Red Bull Racing gibt es Kameras. Und TV-Experte Christian Klien lud die Ski-Asse Nicole Schmidhofer und Hans Knauß im Doppelsitzer um den Ring. Besonders stolz ist man auf das Exklusivinterview mit dem neuen FIA-Präsidenten Mohammed bin Sulayem, das vor dem Rennen ausgestrahlt wird. Auch der ORF verspricht exklusive Interviews nach "monatelanger" Vorbereitung, fängt die Stimmung in den Camps rund um den Ring ein. Was beide Sender bieten: stark besetzte Expertenteams.

Wir haben die Kommentatoren Andreas Gröbl und Ernst Hausleitner nach ihrer Passion für den Sport, ihren prägendsten Momenten und dem Angebot ihrer Sender befragt.

Was plant Ihr Sender ganz speziell für das Formel-1-Wochenende in Spielberg?
ANDREAS GRÖBL: Unsere Highlights sind schnell aufgezählt. Unser Co-Kommentator Matthias Lauda fährt im Legendenrennen den Ferrari 312 B seines Vaters aus dem 74er-Jahr. Dabei wird er von uns ganz genau beobachtet. Wir haben Matthias auch gesagt, dass er unbedingt ins Ziel kommen muss, denn Charles Leclerc hat genau dieses Auto in Monaco in die Leitschienen gesetzt. Und wir haben das erste Exklusiv-TV-Interview mit FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem, in dem er uns erzählt, wie er den Motorsport verändern und retten will.

ERNST HAUSLEITNER: Für uns ist das natürlich ein ganz besonders umfangreiches Rennen in der Berichterstattung. Es gibt alle Sessions zu sehen, von der Formel 3 bis Porsche Supercup. Am Rennsonntag beginnen wir mit der Sendung bereits um 8.30 Uhr. Uns wird es garantiert nicht langweilig.

Warum muss der Formel-1-Fan heuer Ihren Sender verfolgen?
HAUSLEITNER: Wichtig ist, dass der Österreicher Formel 1 schaut, das tut er. Bei uns ist das Interesse sehr groß, bei den Kollegen aus Salzburg schaut es auch gut aus. Wir führen am Wochenende zahlreiche Interviews, beleuchten auch die teilweise umstrittene Historie des Rings, blicken in die Vergangenheit auch auf sportlicher Ebene, mit der Ferrari-Affäre rund um Schumacher und Barrichello vor 20 Jahren. Und da es letztes Jahr schon gut funktioniert hat, wird auch Kabarettist Alex Kristan in den verschiedensten Rollen seinen Senf dazugeben.

GRÖBL: Nun, ich sehe das ganz offen. Der Fan schaut Formel 1, er schaut da nicht so gezielt ORF oder ServusTV. Niemand soll so arrogant sein und glauben, dass jemand unseretwegen Formel 1 schaut. Wir haben vielleicht mit Nico Hülkenberg den einzigen Fachkommentator, der die neueste Generation der Formel-1-Autos gefahren ist. Nico sitzt am Mikrofon und kann aus eigener Erfahrung erzählen, wie sich solche Autos verhalten.

Was bedeutet ein Heim-Grand-Prix auf dem Red Bull Ring für Ihren TV-Sender?
GRÖBL:
Der Heim-Grand-Prix ist, wenn man sich etwas mit der Geschichte befasst, der Grund, warum wir das machen. Warum wir Journalisten diesen Beruf haben. Mit Jochen Rindt, mit Niki Lauda, mit Heinz Prüller wurde einfach eine Euphorie entfacht. Es gibt viele Nationen, siehe Deutschland, die kein Rennen haben. Deshalb ist der GP in Spielberg schon etwas Besonderes, auf das wir uns Jahr für Jahr freuen.

HAUSLEITNER: Das war pure Gänsehaut, als der Grand Prix nach Österreich zurückkam und daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn du so etwas in deiner Heimat hast, ist das besonders. In Sachen Motorsportinteresse ist Österreich weltweit im Spitzenfeld und deshalb verdienen das die österreichischen Motorsportfans auch – ebenso wie die passende Berichterstattung. Die Zahlen bei uns gehen jedenfalls durch die Decke, bei jedem Grand Prix, von dem wir live gesendet haben, gab es Rekordzahlen, was die Quote betrifft. Es ist einfach angebracht, dass die Fans bei diesem Interesse alle Rennen im Free-TV sehen können, egal ob im ORF oder auf ServusTV.

Welche Momente aus der Formel 1 in Österreich blieben in Erinnerung?
HAUSLEITNER:
Vielleicht nicht der liebste Moment, aber am prägendsten war für mich mein erstes Rennen mit meinem Vater, damals noch in Zeltweg, am Österreichring. Mark Donohue kam 1975 ums Leben, Vittorio Brambilla gewann und ich war dabei. Das ist meine erste Erfahrung mit der Formel 1, ich war dabei, an der Strecke. 

GRÖBL: Da gibt es so viele Momente. Vor Jahren habe ich die Fahrerparade moderiert. Da stehst du mit 20 Formel-1-Piloten auf dem Truck, dir gegenüber etwa ein Michael Schumacher. Und alle stehen dir eine Runde lang exklusiv zur Verfügung. 2002 und 2003 habe ich mit Eddie Jordan am Ring gespielt, da ich selbst Musiker bin. Wir haben am Nachmittag überlegt, was wir spielen können. Damals gab es kein iTunes oder Spotify. Deshalb habe ich eine CD gekauft – und wir haben dann Titel wie "Hang on sloopy" zusammen ausgesucht.

Sehen Sie in Zukunft irgendeinen Österreicher, der es in die Formel 1 schafft?
GRÖBL:
Puh, das ist schwierig. Noch habe ich niemanden auf dem Radar. Aber wenn ich mir anschaue, wie ein Fernando Alonso mit seinen 40 Jahren mithält, können wir auch den Christian Klien ins Cockpit setzen. Schnell ist er bestimmt noch. Ich kann aber auch nur schwer abschätzen, was Alexander Wurz' Sohn Charlie weiterbringt. Aber es gibt so viele Fahrer, die Formel-3- oder Formel-2-Rennen gewonnen haben, und nie ein Formel-1-Cockpit sahen.

HAUSLEITNER: Am nächsten dran ist mit Charlie Wurz der Sohn von Alex (Alexander Wurz, Anm.). Überall, wo er bisher gefahren ist, hat er gute Figur abgegeben, war knapp dran, in die Young-Drivers-Academy von Ferrari aufgenommen zu werden. Der Plan vom Papa ist es, ihn nächstes Jahr in der Formel 3 zu sehen, dann wäre er schon einmal im Umfeld der Formel 1. Das wäre ein erster Schritt.