Die Gerüchte gibt es ja schon länger – aber sie verdichten sich: Der Volkswagen-Konzern überlegt sehr ernsthaft, mit seinen Marken Audi und Porsche in die Formel 1 einzusteigen. Noch im November soll es eine Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg geben, bei der das Thema Formel 1 auf der Agenda steht. Insider erwarten, dass die jeweiligen Verantwortungsträger dann grünes Licht für ein Engagement in der Königsklasse ab 2026 bekommen.

Was dafür spricht: Der neue Porsche-Sportchef Thomas Laudenbach, der dieses Amt im Oktober vom Österreicher Fritz Enzinger übernahm, der allerdings nicht in den kompletten Ruhestand ging, sondern weiter Motorsport-Beauftragter des Volkswagen-Konzerns ist, suchte kürzlich in einer Medienrunde nicht mehr, wie früher bei den Verantwortlichen oft üblich, nach ausweichenden Antworten, sondern erklärte klipp und klar: "Die Formel 1 – und das ist auch kein Geheimnis – ist eine Serie, die von den PR- und Marketingwerten her sehr interessant ist. Und ja, wir schauen uns das im Konzern ernsthaft an."

Bekenntnis zur Elektrifizierung

Auch wenn er betonte, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen sei – die Kriterien, die für einen Einstieg erfüllt sein müssten, benannte er ebenso deutlich. "Zum einen muss der Motorsport für die Serienentwicklung relevant bleiben. Und da sehen wir klar den Trend zur Elektrifizierung, auch bei Porsche. Der Antrieb der Formel 1 ist heute noch dominiert vom Verbrennungsmotor. Wenn das in fünf, sechs oder sieben Jahren noch immer der Fall sein sollte, ist das die falsche Botschaft. Die Bedeutung des elektrischen Anteils der Power Unit muss deutlich steigen."

Zweiter Punkt: "Es muss eine Kostenkontrolle geben. Der Budget-Deckel ist schon ein erster Ansatz, ein solches Limit muss auch bei den Antrieben kommen, es ist in Diskussion. Und schließlich macht ein Einstieg nur Sinn, wenn es eine Reglement-Änderung gibt, die bedeutet, dass alle Mitbewerber auf gleicher Basis beginnen können."

Der richtige Zeitpunkt

Denn sonst laufe man sonst zunächst einmal mit Ansage hinterher. "Auch wenn wir uns viel zutrauen und viel Selbstbewusstsein haben, unterschätzen wir die Wettbewerber nicht. Das sind in der Formel 1 ganz sicher keine Idioten. Die wissen alle, was sie tun. Insofern ist immer ein guter Zeitpunkt einzusteigen, wenn es eine signifikante Regeländerung gibt, sodass alle gezwungen sind, einiges anzupacken."

Alles Kriterien, die also bereits teilweise erfüllt oder zumindest auf den Weg gebracht sind: 2026 soll es sowohl einen neuen, kostengünstigeren Motor mit rund 50 Prozent Elektroanteil als auch neue Chassis geben. Nicht zu vergessen, dass die Königsklasse den Verbrenner dann komplett mit synthetischem Kraftstoff befeuern will. Der Porsche-Sportchef: "E-fuels sind für uns sein wichtiger Pfad. Sie sind kein Ersatz für die Elektrifizierung, aber eine sinnvolle Ergänzung."

Porsche zu Red Bull?

Wichtig sind auch die möglichen angepeilten Partnerschaften: Im Moment gehen Insider von einer Verbindung von Porsche mit Red Bull aus, Audi würde sich eher mit McLaren zusammen tun. Aber genau da liegen auch noch mögliche Hindernisse. Denn die Konzerne dürften in dieser Zusammenarbeit nicht zu viel Einfluss fordern. Red Bull will genauso eigenständig und unabhängig bleiben wie McLaren. Beide würden sich über große Partner freuen, brauchen sie aber nicht unbedingt. Red Bull könnte weiter auch alleine Motoren bauen, McLaren hat eine Antriebs-Partnerschaft mit Mercedes, die künftig sogar noch inniger werden kann.

"Wir sind in der Lage, alles selbstständig zu machen. Wenn sich aber eine Partnerschaft anbietet, die unsere Stärke, unsere Qualität noch weiter erhöht, dann werden wir das sicher genau anschauen und diskutieren", sagt Red-Bull-Motorsport-Koordinator Helmut Marko und spricht damit eine eindeutige Einladung zu Verhandlungen aus. Die guten Drähte zwischen VW und Red Bull sind ja nichts Neues – es müsste also "nur" ein für alle passender Kompromiss gefunden werden. Wenn Wolfsburg die Ampel grundsätzlich bald auf Grün schaltet...