Er hat eine "geschulte Nase" für Talente, die es schon im Teenager-Alter bringen, das "Gspür" für den Rennsport und den Speed haben. Seit Jahren befindet sich Helmut Marko auf Entdeckungstour rund um den Erdball. Dazu ist der Grazer auch ein großer Kritiker der jugendlichen Heißsporne, die es ihm kaum einmal recht machen können. Die Zahl derer, die an der harten Reifeprüfung von Professor Marko gescheitert sind, ist Legion.

Und man bekommt auch von Helmut Marko als Hoffnungsträger nur ganz, ganz schwer eine zweite Chance. Umso erstaunlicher war, dass der Motorsportberater von Red Bull heuer schon vor dem ersten Rennen in Bahrain in höchsten Tönen von Yuki Tsunoda schwärmte. "Alle schreiben nur von Mick Schumacher, ich bin gespannt, ob das am Jahresende auch noch so sein wird."

Tatsache ist, dass der erst 20-jährige Japaner schon bei seinem ersten Antreten in der Formel 1 für Rekorde gesorgt hat. Er wurde der 65. Fahrer, der gleich bei seinem Debüt in der Formel 1 WM-Punkte holte. Und damit auch der jüngste japanische Debütant in den Punkterängen. Und Helmut Marko ist auch überzeugt. "Wenn Yuki im vergangenen Jahr bei Carlin in der Formel 2 zuverlässigeres Material gehabt hätte, wäre Mick Schumacher nie Formel-2-Champion geworden."

Ähnliche lobende Worte aus dem Red-Bull-Lager gab es zuletzt nur für Max Verstappen. Der Niederländer gilt heuer als zweiter großer Titelanwärter neben Lewis Hamilton. Dass Tsunoda Weltmeister werden könnte, steht sowohl für Helmut Marko als auch für Franz Tost, Teamchef bei Alpha Tauri, außer Zweifel. "Er ist erst vor zwei Jahren nach Europa gekommen. In eine völlig andere Kultur als in Japan. Er ist unheimlich gereift, inklusive seines Fahrstils", so Tost. "Seine Überholmanöver sind sehr erfrischend", fügt Helmut Marko hinzu.

Natürlich hat Yuki Tsunoda derzeit auch ein recht brauchbares Fahrzeug zur Verfügung. Der Alpha Tauri, die B-Mannschaft von Red-Bull-Racing, profitiert zum einen vom neuen Honda-Wundermotor, zum anderen wie der RB 16 vom veränderten aerodynamischen Reglement. Dadurch kann der Alpha Tauri ähnlich im Heck hoch angestellt werden, wie der Red Bull von Max Verstappen.

Und weil das Rennen in Imola für Alpha Tauri quasi der Heim-Grand-Prix ist, die Firma liegt im Nachbarort Faenza, schielt man schon in Richtung Ferrari. Zum Duell der Emilia Romagna, denn Ferrari "wohnt" ebenfalls gleich ums Eck.