Zwar gibt es für Mercedes auch 2020 in den Qualifyings kein "perfect game", erstmal musste man in Istanbul einem Gegner (Lance Stroll) die Pole Position überlassen. Aber mit diesem kleinen Manko wird die Sternmarke wohl leben können. Denn nach dem Gewinn des Konstrukteur-Meistertitel, gewann Lewis Hamilton den Fahrer-Titel, seinen siebenten. Womit er den Langzeitrekord von Michael Schumacher einstellte.

Die Entscheidung schien schon beim Start gefallen zu sein. Denn von einem schlechten Start von Max Verstappen profitierte zuerst gleich Hamilton, der von Platz sechs auf Rang drei stürmte. Während die beiden Racing Points einfach perfekt ins Rennen gingen und eine Doppelführung souverän behaupteten. 

Nach einem Dreher in den Notausgang fand sich Hamilton gleich nach den ersten beiden Runden wieder auf dem sechsten Platz. Sein Teamkollege und WM-Kontrahent Valtteri Bottas fand sich hingegen nach einem Dreher in der ersten Kurve auf Rang 16 wieder, im Grunde hoffnungslos.

In Runde acht schien auch Hamilton endlich seine Hinterreifen auf Temperatur gebracht zu haben. Denn da gelang ihm erstmals die schnellste Runde. Gleich darauf tauschte auch der Brite und Lance Stroll in der zehnten Runde auf die Intermediates.

Hamilton gelang es, Alex Albon beim Boxenstopp zu überholen. Worüber er sich aber nicht lange freuen konnte. Denn bei nachlassendem Regen wurden die Red Bull immer schneller. Albon überholte zuerst Hamilton, dann Vettel. Eine Empfehlung für einen weiteren Vertrag bei den Bullen. Und vorne erhöhte Verstappen den Druck auf Sergio Perez, das in einem Highspeed-Dreher endete. Zum Glück ohne irgendwo anzuschlagen. Aber: Albon war da schon Dritter (Runde 20). Der Vormarsch von Albon endete aber auch fatal in einem Dreher, der ihn wieder auf Platz sechs zurückwarf.

Verstappen dreht sich ins Aus
Verstappen dreht sich ins Aus © KK/Formula 1

In der 37. Runden holte auch der Führende Lance Stroll seine Intermediates. Er rutschte dadurch auf den vierten Platz hinter Verstappen zurück. Und nahezu gleichzeitig schnappte sich Lewis Hamilton Sergio Perez - und ging in Führung. 

Am Ende gab es noch einmal die Warnung von der Rennleitung, dass es in der letzten Runden noch einmal heftig regnen könnte. Ein Sicherheitsboxenstopp wurde bei Mercedes überlegt, man verzichtete aber darauf - der Regen kam nicht. 

Mit dem Sieg unterstrich Hamilton einmal mehr seine Vormachtstellung in der Formel 1. Nicht nur, dass er am Ende auch noch Valtteri Bottas überrunden konnte, drehte er auch noch, mit 40 Runden alten Intermediates schnelle Runden. Sein Tarif dürfte mit dieser Vorstellung wohl auch noch nach oben gegangen sein.

Vertragsverhandlungen

Und so sollte mit dem Titelgewinn Mercedes nun endgültig die Vertragsverhandlungen mit Lewis Hamilton in die finale Phase bringen. Natürlich wolle man den Rekordweltmeister behalten. Es geht noch um die Gage und vor allem für Hamilton um die Zeit danach. Eine Personalfrage ist geklärt: Toto Wolff wird auch noch im nächsten Jahr Motorsportchef bei Mercedes bleiben.

Noch drei Rennen

Mit dem Türkei-Grand-Prix beendete die Formel 1 ihre so außergewöhnliche Saison zumindest in Europa (auch wenn in Istanbul schon im asiatischen Teil gefahren wurde), die von der Corona-Pandemie völlig über den Haufen geworfen wurde. Im Frühjahr hatte es noch den Anschein, dass heuer eine Formel-1-WM überhaupt ausfällt. Dann kam der Notkalender mit dem Doppelauftakt in Spielberg, mit vielen neuen, alten Strecken - wie Imola, Portimao oder eben auch Istanbul, erstmals nach 2011. Nun stehen noch drei Rennen auf der arabischen Halbinsel im Kalender, zweimal Bahrain (29. November/6. Dezember) und Abu Dhabi (13. 12.).