Frankreich und Monaco abgesagt, alle anderen Formel-1-GP 2020 wurden verschoben. Und immer mehr rückt ein Formel-1-Start in Spielberg am 5. Juli in den Mittelpunkt. Am Mittwoch lud der ORF zu einer Video-Konferenz mit namhaften Teilnehmern aus dem Umfeld des Red-Bull-Rings. Thema: Wie wahrscheinlich ist ein Rennen Anfang Juli?

Ende Mai sollen die Formel-1-Teams ihre Arbeit wieder aufnehmen. Als einer der Gäste zeigte sich auch Günther Steiner (Teamchef Haas F1) recht zuversichtlich. "Wir werden dort in einer kompletten Blase leben, die Formel 1 sorgt, dass es keinen Kontakt zur Bevölkerung kommen wird. Falls sich noch jemand in der Formel 1 infiziert, kann das ganz Vorhaben natürlich zu Fall gebracht werden", so Steiner. Haas selbst wird mit rund 60 Personen nach Spielberg bringen. "80 wären auch das Maximum pro Team. Mehr als 1000 bis 1500 werden es bestimmt nicht", so Steiner. Der auch ein zweites Rennen befürwortet. "Wenn wir schon in der Blase sind, dann könnte wir das ausnützen."

Gleiches gilt auch für Silverstone Mitte Juli. Auch da könnten zwei Rennen stattfinden. "Da wäre es fast noch leichter. Weil die halbe Formel 1 dort zu Hause ist und alle zu Hause wohnen könnten", sagt Steiner. 

Alexander Wurz sieht die Formel 1 in der Lage, dass sie weit über alle Sicherheitsvorgaben hinaus gehen kann. "Es fehlen einfach nur die letzten unberechenbaren Parameter. Die Formel 1 weiß, wie sie reisen kann, wie man alles unter Einhaltung der Gesundheitsvorschriften schafft, wie Ein- und Ausreisen organisiert werden. Da ist die Formel 1 so flexibel, dass man alles hinbekommen kann. Es wird permanent Tests geben. Vorher, nachher und vor Ort. Und was Sicherheitsmaßnahmen anbelangt, ist die Formel 1 der Vorreiter weltweit." Persönlich ist er sehr zuversichtlich, dass es ein Rennen geben kann. "Österreich ist dafür prädestiniert."

Auch Robert Lechner (Porsche Supercup) wartet auf die Möglichkeit, wieder die Arbeit aufnehmen zu können. Es soll einen Trackday in Spielberg für den Porsche-Cup geben. "Wir wissen freilich nicht, ob wir überhaupt in Spielberg dabei sein werden. Wir müssen dennoch unsere Aufgaben erfüllen, haben ein Krisenmanagement entwickelt, unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt." Für den Salzburger wäre ein Formel-1-Rennen ein großartige Botschaft. "Selbst wenn wir mit Porsche nicht dabei sind, ist es ein Zeichen nicht nur für den Sport sondern für alle."

Gustl Auinger, der mittlerweile auf dem Red-Bull-Ring arbeitet (Rookies-Cup) und sich technisch um die Autos kümmert, die am Ring an das Publikum verliehen wird, sieht die Chance recht gut. "Selbst ein Rennen ohne Zuschauer ist noch besser, als kein Rennen. Auch wenn viele Betriebe rund um den Ring viel investiert haben, heuer aber um Einnahmen umfallen. Aber wir hoffen, dass es funktioniert." Auinger hofft natürlich auch auf das MotoGP-Rennen Mitte August in Spielberg, sieht aber auch den Motorrad-Zirkus problematischer. 

Mit Österreich und dem Red-Bull-Ring hat für Christian Klien ideale Voraussetzungen für ein Rennen. "Die Infrastruktur ist einzigartig. Es gibt einen Flughafen für Charterflüge, eigene Hotels und es gibt auch keine große Metropole in der Nähe." Für den Ex-Piloten ist der Motorsport wenig problematisch, "weil wir treten kaum einmal mit anderen Personen in Kontakt. Ein Restrisiko ist wirklich nur die An- und Ausreise der Teammitglieder vorhanden. Da müssen wir wirklich schauen, wie das zu bewerkstelligen wäre."

Fixieren kann man noch nichts

Die steirische Landesregierung ist permanent in Kontakt mit dem Red-Bull-Ring. "Wir wollen ein Signal setzen", sagte Sportlandesrat Christopher Drexler. "Einreise und Transfer können wir klären, ebenso Abstandsregeln. Die Formel 1 wird keinen Kontakt mit der Bevölkerung haben. Und niemand will sich anstecken. Fixieren können wir noch nichts, aber es sieht gut aus."

Die Worte höre er wohl, Glauben schenken könne ihnen nur wenig, meinte hingegen Karl Arbesser, langjähriger Ring-Kritiker. "Mir haben viele Menschen ihre Sorgen offenbart. Es gibt weltweit noch viele Probleme. Wir müssen weiter mit dem Virus leben. Und da wird sich bis Juli nichts ändern." Ihm stört am meisten, dass Spielberg zum Versuchskaninchen umfunktioniert wird. "Wenn es schlecht ausgeht, haben wir halt Pech gehabt."

Arnold Kravanja, Gastwirt vor Ort, hofft auf ein Rennen. "Wir brauchen einen Impuls. Wenn wir da nicht irgendwie weiterkommen, dann dürfen wir absolut nicht mehr aufsperren." An ein zweites Ischgl glaube ich nicht. "Ich denke eher, dass wir Erfahrung gewinnen können, wie wir mit der Problematik am besten Leben können."