Eine Kopie in Rosa, ein Klon des Silberpfeils, der W19 in Pink. Die Szene war fast geschockt, als man den neuen Racing Point vorgestellt bekam. Er sei ein Ebenbild des Autos von Lewis Hamilton aus dem Vorjahr. Frontfllügel, Leitbleche, Fahrwerke und sonstige aerodynamische Details seien 1:1 abgekupfert worden. Völlig ungeniert.

Und Andy Green, Technikchef des in Silverstone beheimateten Rennstalls (ehemals Jordan), gibt offen und ehrlich zu. "Wir arbeiten seit einem knappen Jahr ganz eng mit Mercedes zusammen, auch im Windkanal von Mercedes." Da war es nur logisch, dass Racing Point den gleichen Weg wie Mercedes einschlägt. Und völlig klar für ein Kundenteam von Mercedes.

Es ist auch legal. Das Reglement erlaubt den Einsatz gewisser Teile von anderen Fahrzeugen. Außer Motor und Hydraulik kommen daher einige Teile aus Brackley. So auch die gesamte vordere und hintere Radaufhängung. Absolute Ähnlichkeit herrscht auch bei der Fahrzeugnase und bei den Seitenkästen. Aber es geht nicht nur ums einfache Kopieren. Das hört sich nämlich einfacher an, als es ist. Denn die Techniker von Racing Point müssen auch verstehen, warum eine Detaillösung besser ist als eine andere.

Und so war Sergio Perez am Donnerstagvormittag in 1:13,347 sogar der Schnellste auf dem Circuit Catalunya e Barcelona bei Montmelo. Wobei die Zeiten bei solchen Tests immer nebensächlich sind, zu Unterschiedlich sind die Programme, die die einzelnen Teams so abspulen. So fuhr Ferrari am ersten Tag (Charles Leclerc fehlten 1,3 Sekunden auf die Hamilton-Bestzeit) immer mit vollen Tanks.

Anleihen völlig normal

Racing Point hat ein neues Auto gebaut und nahm eben Anleihe beim besten Auto. Dabei ist es nicht unüblich. Haas und Alfa-Romeo kopieren Ferrari und verwenden gleiche Teile. Der US-Bolide ist schon seit dem Einstieg in halber Ferrari. Und auch Alpha Tauri darf sich was von Red Bull Racing abschauen. "Wir haben ein stabiles Reglement, seit Jahren. Wir kopieren nicht nur, wir dürfen gleiche Teile sogar verwenden", versteht Franz Tost, Teamchef von Alpha Tauri, die Aufregung nicht.

Hauptsponsor BWT

So schaute der "Pink Panther" in Barcelona doch etwas anders aus als vor wenigen Tagen bei der Präsentation in Mondsee. Der österreichische Wasser-Aufbereiter BWT ist heuer erstmals Hauptsponsor bei Racing Point.

In Barcelona werden derzeit vermutlich Tausende Fotos geschossen, nicht nur von Medienleuten. Jedes Team schaut sich mit Argusaugen verschiedene Teile vom Gegner ab. Das wird mitunter sogar nachgebaut und bei Tests im Windkanals ganz genau geprüft, warum das so ausschaut, warum der Gegner zu solchen Lösungen gekommen ist. Das war in der Formel 1 schon immer so.