Der britische Sommer spielte freilich für die Mercedes-Leute. Kein Spur mehr von großer Hitze, folglich gab es keinen Grund, warum die Silberpfeile beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone nicht gewinnen sollten. Und wenn schon ein Mercedes, dann natürlich Lewis Hamilton. So dachten jedenfalls die rund 140.000 Zuschauer (ausverkauft), die auf den alten Flugplatz der Royal Air Force gepilgert waren.

Und wer gedacht hat, dass es deshalb ein langweiliger Grand Prix werden könnte, wurde auch ziemlich schnell eines besseren belehrt. Denn schon in den ersten Runden lieferten sich Valtteri Bottas und Lewis Hamilton ein spannendens und sehenswertes Stallduell. Selbst mit dem Flügelspiel namens DRS tat sich Hamilton unglaublich schwer, an seinem finnischen Teamkollegen vorbeizugehen. Immer wieder konnte Bottas nachlegen, bremste später, blockte gut die Kurven ab.

Und hinter den beiden Mercedes, duellierten sich die Ferrari mit den Red Bulls, Leclerc wie schon in Spielberg gegen Verstappen, Vettel gegen Gasly. Das Duell der beiden Jungspunde wurde sogar noch in der Boxengasse ausgetragen, als beide gleichzeitig in die Box (13. Runde) gegangen waren. Die Red-Bull-Mechaniker arbeiteten eine Spur flotter, Verstappen behielt die Nase vorne - aber nur ein, zwei Kurven lang, dann nutzte Leclerc einen Fehler des Niederländers. Aber damit war dieses Duell noch lange nicht entschieden.

Entscheidende Safety-Car-Phase

Von einem langweiligen Grand Prix demnach keine Spur. In der 20. Runde spielte dann aber eine Safety-Car-Phase Lewis Hamilton in die Karten. Der Brite war etwas länger draußen geblieben als Valtteri Bottas. Und lag dann vorne. Ebenso verlor Leclerc in dieser Phase wieder gegen Verstappen an der Box. In Runde 24 ging beim Restart die "wilde Hatz" wieder los. Die Silberpfeile vorne, dann Vettel, Gasly, Verstappen, Leclerc. Und auch im Mittelfeld gab eine sehenswerteres Duell nach dem anderen - wie Ricciardo gegen Albon. Jedenfalls Racing pur.

Und reines Entertainment boten die Red-Bull-Piloten mit ihren Ferrari-Konkurrenten bis Rennende. Nur in etwas anderen Besetzungen. Verstappen kämpfte gegen Vettel um Platz drei, Leclerc gegen Gasly.

Vettel schießt Verstappen ab

Das eine Duell (Leclerc vs. Gasly) wurde sauber entschieden, als der Monegasse außen den Franzosen überholte. Anders bei Verstappen vs. Vettel. Der Red-Bull-Pilot ging in Runde 39 an Vettel vorbei. Aber der Deutsche krachte dann beim Anbremsen einer der nächsten Kurve ungebremst ins Heck des RB15 von Verstappen. Die Sache landete natürlich bei den Sportkommissaren. Die die Schuld ganz klar bei Vettel orteten und den Deutschen mit einer 10-Sekunden-Strafe bedachten.

Vettel schieß Verstappen ab
Vettel schieß Verstappen ab © KK/Formula1

Verstappen konnte sogar weiterfahren, obwohl er mit seinem Auto tief im Kiesbett gelandet war. Aber das Rennen war für ihn gelaufen.

Vorne drehten in der zweiten Rennhälfte die Mercedes ihre schnellen Runden. Man holte so viel Vorsprung heraus, dass Bottas völlig ungefährdet seinen zweiten Stopp einlegen konnte. Warum man bei Mercedes aber Bottas so früh zum ersten Stopp an die Box geholt hatte, wird Mercedes-intern zu diskutieren sein.