Es war ein kurioser Moment, als der Williams von George Russel im ersten freien Training für den Formel-1-Grand Prix in Aserbaidschan von einem Kanaldeckel zerstört wurde. Auch das zweite freie Training verlief aber nicht ohne Zwischenfälle. Schon nach wenigen Minuten gab es abermals eine rote Flagge und einen Abbruch. Als dann wirklich gefahren wurde, zeigte sich, wer am Kaspischen Meer die Nase vorne hat: Die Ferraris. Charles Leclerc fuhr die beste Zeit am ersten Tag vor Teamkollege Sebastian Vettel.

Der Monegasse Leclerc erhöhte jedenfalls mit seiner Bestzeit von 1:42,872, und damit 0,324 Sekunden vor Vettel, den Druck auf seinen Teamkollegen. Hinter diesem folgte der WM-Führende Lewis Hamilton (Mercedes/+ 0,669) folgte unmittelbar vor Max Verstappen (Red Bull/+ 0,921) auf Platz drei.

Die starken Motoren der Scuderia setzten sich somit auf dem Stadtkurs mit seinen langen Geraden wie erwartet durch.In den bisherigen drei Rennen war Mercedes aber mit Doppelsiegen die klare Nummer eins. "Es ist noch ein langer Weg zu gehen. Wir müssen weiter hart arbeiten", sagte Hamilton trotz des großen WM-Vorsprungs. Der Brite liegt in der WM sechs Punkte vor seinem finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas, der am Freitag in Baku auf Rang fünf landete. Ferrari-Star Vettel hat als WM-Vierter bereits 31 Zähler Rückstand auf Hamilton.

"Es liegt an uns, es jetzt herumzudrehen, das wollen wir jetzt machen", weiß Vettel, dass es nun in Aserbaidschan gilt, mit dem PS-Vorteil endlich zu siegen. Dabei geht es für den Deutschen intern auch weiter um die Vormachtstellung. Leclerc macht dem noch zehn Jahre älteren Ex-Champ (zuletzt 2013) weiter das Leben schwer. Eine umstrittene Stallorder hatte zuletzt in China für Aufsehen gesorgt. Leclerc hatte Vettel auf Anweisung der Teamleitung vorbeiziehen lassen müssen - nun bezwang er ihn wieder.

Auch im zweiten Training eine rote Flagge

"Uns geht natürlich das erste Training ab", sagt Red-Bull-Sportchef Helmut Marko im ORF-Interview. Das Problem: auch die zweite Einheit musste oft unterbrochen werden. "Da läuft es nicht ganz so", meint Marko. "Aber es schaut ganz gut aus. Wenn wir die Feinabstimmung noch hinkriegen, sollten wir zumindest auf Mercedes-Höhe sein." Im zweiten Training war es Lance Stroll, der nach knapp 15 Minuten in der Mauer landete. Zuvor hatten einige andere Piloten schon den Notausgang nehmen müssen.

Und auch nach einem Unfall von Geburtstagskind Daniil Kwyat gab es eine weitere Unterbrechung. Der Russe war mit dem Toro Rosso gegen die Mauer gekracht. Man darf gespannt sein, wie viel Action Tag zwei am Samstag bringen wird, in dem die Teams in Training drei wohl viele Daten sammeln müssen.

Und auch Renault-Pilot Daniel Ricciardo, der nach dem Zwischenfall am Vormittag noch ein zynisches "Gut gemacht, Baku" getwittert hatte, kam in Probleme. Bei einem Verbremser überhitzte die vordere Bremsscheibe und fing Feuer, aber der Australier rettete sich zumindest an die Box.

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