Da hat Valtteri Bottas aber ganz schnell geliefert. Weil 2019 eines seiner wichtigsten Jahre wird, weil er heuer um seinen Arbeitsplatz bei Mercedes fährt, hat der Finne gleich zum Auftakt der neuen Saison bewiesen, dass er durchaus ein ordentlicher Siegfahrer sei. Von Anfang an hielt Bottas einen kleinen Respektabstand zu seinem Teamkollegen Lewis Hamilton aufrecht und feierte in Melbourne seinen vierten Grand-Prix-Sieg.

Bottas nutzte einen Startfehler von Hamilton aus und übernahm schon vor der ersten Kurve die Führung. Er hielt den Briten stets auf Distanz, lag immer mehr als eine Sekunde vor dem Weltmeister, sodass dieser auch nicht das DRS-System nutzen konnte. Und es war auch ein kluger Schachzug, den ersten Boxenstopp (von weich auf medium) erst drei, vier Runden nach Hamilton zu vollziehen. Denn während Hamilton mit den gelb markierten Reifen nicht so recht in die Gänge kam, drehte Bottas noch schnell eine Rekordrunde nach der anderen.

Sieg zur rechten Zeit

Damit blieb er auch nach seinem Boxenstopp klar vorne. Und er setzt seine flotte Fahrt bis zum Ziel fort. Bottas steht ja bei Mercedes tatsächlich schon leicht unter Druck. Im Vorjahr rückte er gegen Hamilton immer mehr ins zweite Glied. Zum anderen steht bei Mercedes mit Esteban Ocon ein hochgelobter Nachwuchsfahrer Gewehr bei Fuß. "Es gibt immer einen, der dir den Arbeitsplatz wegnehmen will", bleibt Bottas noch gelassen. Der Sieg in Melbourne kam aber dennoch gerade recht.

Wie gewillt Bottas ist, heuer sein ganzes Können abzurufen, zeigt, dass er fünf, sechs Runden vor Schluss, als er seinen Vorsprung weit genug ausgebaut hatte, noch einen Boxenstopp einlegen wollte. Er hatte die Absicht, noch einmal einen weichen Satz Reifen zu holen, um auch die schnellste Rennrunde zu fixieren. Für die es ja heuer einen Zusatzpunkt gibt. "Ich will an die Box, ich will 26 Punkte", funkte Bottas. Sein Renningenieur winkte jedoch ab. "Nein, nein, wir gehen kein Risiko." Den Zusatzpunkt holte er sich dennoch: Mit 1:25,580 drehte er in der 57. Runde den schnellsten Umlauf.

Erste Honda-Führung

Ein großartiges Rennen fuhr freilich auch Max Verstappen. Der beim Stopp von Bottas kurzfristig die Führung übernehmen konnte. Zum ersten Mal lag ein Auto mit einem Honda-Motor seit 2008 auf Platz eins - zumindest kurzfristig. Aber weil der Holländer erst spät seinen zweiten Satz Reifen abholte, konnte er auch noch Hamilton unter Druck setzen.

Enttäuschend verlief der GP natürlich für Ferrari. Sebastian Vettel und Charles Leclerc kamen nie in Schlagdistanz und mussten sich Mercedes und Red Bull geschlagen geben. Gegen Ende fielen die Rundenzeiten von Vettel auch noch in den Keller. "Warum sind wir so langsam", suchte Vettel über den Boxenfunk nach einer Erklärung. "Keine Ahnung", funkte die Box zurück. Zum Schluss musste sich Vettel sogar gegen seinen Teamkollegen verteidigen.