Offiziell sind zwar noch drei Formel-1-Cockpits für 2019 zu vergeben – aber in Wirklichkeit ist wohl nur noch ein Platz wirklich offen: Der bei Williams neben Mercedes-Junior George Russell. Denn das Lance Stroll von Williams zu Force India wechseln und den Platz von Esteban Ocon übernehmen wird, nachdem sein Vater Lawrence im Spätsommer das Team endgültig gekauft hatte, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Und auch wenn Toro Rosso und auch Dr. Helmut Marko immer wieder erklären, die Entscheidung über den zweiten Platz neben Daniil Kwjat würde erst nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi fallen, auch Franz Tost kürzlich noch einmal so tat, als hätte Brendon Hartley zumindest noch eine gewisse Chance, sein Cockpit zu behalten, sollte ihm zum Schluss der Saison noch eine deutliche Leistungssteigerung gelingen: Intern scheinen die Weichen bereits anders gestellt.

Schon seit dem Sotschi-Wochenende kam ja der Name Alex Albon ins Spiel, derzeit Zweiter in der Formel-2-Meisterschaft und vor vielen Jahren schon einmal im Red Bull Kader. Dass der Brite mit thailändischen Wurzeln inzwischen ausgerechnet von Mercedes-Nachwuchsbetreuer Gwen Lague gemanagt wird und nebenbei auch schon einen Drei-Jahres-Vertrag mit Nissan in der Formel E abgeschlossen hat, scheint Mateschitz da nicht zu stören – sonst war für ihn ja immer alles „Gift“, was irgendetwas mit Mercedes und vor allem mit Toto Wolff zu tun hatte, siehe der Fall Pascal Wehrlein.

Thailändische Wurzeln

Der Hintergrund: Red Bull stammt ja ursprünglich aus Thailand und gehört zu 51 Prozent immer noch der Gründungsfamilie. Da kommt die doppelte Staatsbürgerschaft von Albon, den man so „zu Hause“ natürlich gut als Thailänder verkaufen kann, natürlich sehr gelegen. Kaum jemand im Fahrerlager zweifelt jedenfalls noch daran, dass der 22-Jährige, der 2018 bis jetzt vier Formel-2-Rennen gewann, 2019 im Toro Rosso sitzen wird.

Bleibt der Fall Williams: Die Chance, dass Mercedes dort neben George Russell auch noch den zweiten Junior, Esteban Ocon, unterbringt, sind gering. Weil Williams mangels eigener Sponsoren eine Menge Geld braucht, die Mercedes nicht zu zahlen bereit ist – die Mitgift sollt schon ein mindestens zweistelliger Millionen-Betrag sein. Das ist auch das Problem von Sergei Sirotkin: Nach dem miserablen Williams-Jahr 2018 sind seine russischen Geldgeber rund um den SMP-Oligarchen Boris Rotenberg nicht mehr bereit, so viel zu zahlen wie zuletzt, wo von 15 Millionen die Rede war – sie wollen lieber verstärkt in ihr LMP1-Projekt in der Langstrecken-WM WEC investieren. Trotzdem könnte es am Ende reichen, sollte auch niemand anderes eine größere Summe auftreiben können.

Was passiert mit Kubica?

Williams-Testpilot Robert Kubica war zuletzt verstärkt auf Sponsorensuche und soll angeblich in der Lage sein, etwa zehn Millionen Euro aufzubringen. Eine in Interlagos kursierende Story, dass der Pole deshalb ein unterschriftsreifes Angebot von Williams vorliegen habe, genauso wie eines von Ferrari, dort 2019 Test- und Simulatorfahrer zu werden, und jetzt nur noch entscheiden müsse, welchen Weg er gehen wolle, scheint allerdings so nicht ganz zu stimmen: Williams dementiert das Vorliegen eines solchen konkreten Angebots zu diesem Zeitpunkt entschieden...

Landet Kubica als Simulator-Fahrer bei Ferrari, würde er sich den Job dort möglicherweise mit Pascal Wehrlein teilen. Nicht ungewöhnlich – auch 2018 arbeitete Ferrari mit zwei Simulator-Piloten, mit Kwjat und Antonio Giovinazzi, der ja 2019 bei Sauber fährt. Wehrlein hat, auch mit Hilfe der Vermittlung seines guten Kumpels Sebastian Vettel, ein konkretes Angebot der Roten. Was für Ferrari in diesem Zusammenhang besonders interessant ist: Wehrlein bringt durch seine langjährige Simulator-Arbeit für Mercedes natürlich viel internes Wissen aus dem Silber-Lager mit...