Sebastian Vettel muss in der Formel-1-WM beim Russland-Grand-Prix am Sonntag in Sotschi eine seiner letzten Chancen nutzen und gleichzeitig auf Mercedes-Fehler hoffen. Denn der Ferrari-Star hat bereits 40 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Lewis Hamilton. Will der Deutsche das Duell der Vierfachchampions noch drehen, muss er nicht nur Sotschi, sondern wohl auch die restlichen fünf Rennen gewinnen.

"Der Weg ist noch lang, und es gibt eine Menge Punkte zu holen", wiederholte Vettel vor dem WM-Lauf in Russland mantraartig. Obwohl er in Sotschi noch sieglos ist und Mercedes dort alle bisherigen vier Rennen gewonnen hat, sieht er keinen Anlass zur Sorge. "Ich denke nicht, dass wir irgendwelche Strecken, die noch kommen, fürchten müssen. Ich denke, dass unser Wagen überall ziemlich gut funktioniert. Das ist eine Stärke unseres Wagens, daher gibt es keinen Grund, Angst zu haben vor dem, was noch kommt", meinte Vettel.

Vettel glaubt "noch immer daran"

Verlässt Vettel Russland aber mit mehr als 35 Punkten Rückstand auf den zuletzt bestechend fahrenden Hamilton, liegt das WM-Schicksal nicht mehr in seinen eigenen Händen. In diesem Fall würde es dem Briten selbst hinter einem dauersiegenden Vettel reichen, stets als Zweiter ins Ziel zu kommen. Als bestes Sotschi-Ergebnis hat Vettel bisher zwei zweite Plätze von 2015 und 2017 vorzuweisen. "Ich denke, dass Russland in den letzten Jahren für uns besser geworden ist, daher sollte es unserem Wagen auch liegen", meinte der 31-Jährige und betonte: "Ich glaube noch immer daran."

Hamilton kann nach seinem Singapur-Sieg beruhigt an die Sache herangehen. "Ich will jedes Rennen gewinnen, das ist das Ziel. Ich schaue gerade nicht auf die Punkte und denke mir: 'Ich brauche dieses hier und jenes dort", formulierte Hamilton seinen weiteren Ansatz für den Endspurt und verbot sich irgendwelche Rechenspiele. In Sotschi gewann der Brite die ersten beiden Auflagen 2014 und 2015, danach sorgten Nico Rosberg und Valtteri Bottas für weitere Mercedes-Triumphe.

Kein komfortabler Vorsprung

Trotz der bisherigen Vorherrschaft in Sotschi und vier Siegen von Hamilton in den jüngsten fünf Saisonrennen ist Teamchef Toto Wolff gewarnt. "Es gibt keine leichten Siege in dieser Saison. Wir haben starke Ergebnisse in Sotschi, aber wir wissen, dass Ferrari und Red Bull alles geben werden, um unsere Siegesserie zu brechen", betonte der Wiener. Die Vorsprung von Hamilton sei alles andere als komfortabel. "Es sind noch sechs Rennen ausständig und eine Menge Punkte zu holen", so der Mercedes-Rennstallchef.

Vettel hat übrigens schon einmal einen sagenhaften Endspurt hingelegt. Das war 2013. Hamilton bestritt damals seine erste Saison bei Mercedes, der Deutsche war noch bei Red Bull angestellt. Mit sogar neun Grand-Prix-Siegen am Stück kürte sich Vettel damals noch zum Weltmeister. Es war sein vierter und bisher letzter Titel. Um mit Ferrari erstmals die WM zu holen, müsste ihm nun ein ähnlicher Siegeszug gelingen. "Ich werde weiter kämpfen", versicherte Vettel.