Zwei heftige Unfälle innerhalb von nur wenigen Tagen haben die Formel 1 aufgeschreckt – auch wenn dabei niemand ernsthaft verletzt wurde: In Spa flog Fernando Alonso am Start über den Sauber von Charles Leclerc und hinterließ deutliche Reifenspuren auf dessen Halo. Jetzt in Monza überschlug sich im freien Training Marcus Ericsson im Sauber bei Tempo 315 dreimal: Der Sauber war beim Anbremsen der Schikane plötzlich nach links abgebogen, weil das DRS-System am Heckflügel offen geblieben war.

Ericsson hatte den Flügel flach gestellt, als er hinter einem Gegner lag. Die eigens für Monza gebaute Highspeed-Flügelklappe öffnete daraufhin einen größeren Spalt als sonst, und als der Schwede den Flügel wieder steil stellen wollte, war die Rückholfeder von dieser Aufgabe möglicherweise überfordert. Kurz darauf berichtete sein Stallgefährte Charles Leclerc, das DRS funktioniere auch an seinem Wagen nicht. Es entstand am Funk eine längere Diskussion zwischen dem Monegassen und seinem Team.

Auch wenn Ericsson bis auf einen etwas schmerzenden Nacken unverletzt blieb (bei seinem Einschlag wurden 15 g gemessen): Einige Fahrer äußerten deutliche Sorge, das System, das schon öfters einmal Abflüge ausgelöst habe, sei ein unkalkulierbares Risiko. Renault-Pilot Carlos Sainz: „Ich bin sehr froh, dass Marcus okay ist. Dieses künstliche Hilfsmittel DRS gehört verboten, es ist gefährlich. Wenn der Flügel nicht zuklappt, verändert sich das Fahrverhalten komplett. Ich hoffe, wir haben eines Tages eine Formel 1 mit Autos, die ein DRS überflüssig machen.“

Das DRS war ja 2011 eingeführt worden, um Überholmanöver zu erleichtern, die auf Grund der komplizierten Aerodynamik der Autos kaum noch möglich waren. Jetzt arbeiten Formel-1-Technikchef Ross Brawn und seine Mitarbeiter daran, die Sensibilität der Autos zu verringern, angefangen mit neuen Flügeln 2019 und einer neuen Modellgeneration 2021.

Das zweite viel diskutierte Thema ist der Halo. Nico Rosberg hatte ja sofort nach dem Crash in Belgien überall erklärt, der Halo habe Leclerc das Leben gerettet, es dürfe deshalb keinerlei Diskussionen mehr darüber geben. Fernando Alonso, der sich nach seiner Flugeinlage auch hier in Monza noch mit einem schmerzenden Handgelenk herumplagt, formuliert es so: „Schwer zu sagen, wo mein Auto gelandet wäre ohne Halo. Ob ich ihn an der Hand, am Kopf oder überhaupt nicht getroffen hätte. Ich kann nur sagen, dass der Halo einen guten Job gemacht hat.”

Selbst Nico Hülkenberg, immer einer der erbittertsten Halo-Gegner, meinte: „Ich bin kein Fan vom Halo, aber man muss auch die Fakten sehen. Wir können nur spekulieren was passiert wäre, können aber alle sehen, wo die Reifenspuren am Halo waren. Wenn er ein Leben rettet, müssen wir ihn akzeptieren.”

FIA-Rennleiter Charlie Whiting hat bereits versprochen: Ab 2021 soll es eine auch „optisch deutlich ansprechendere“ Version vier des Halos geben.