Georg Seiler, der Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, ist nicht zu beneiden: Wenn am Sonntagnachmittag im Motodrom die Zielflagge fällt, könnte der Grand Prix von Deutschland in Hockenheim endgültig Geschichte sein – nach 36 Rennen dort. Trotz voller Tribünen: Der Vorverkauf in diesem Jahr, auch dank der holländischen Verstappen-Fans, die ihrem Idol in Europa überall hin nachreisen, lief gut. 66.000 Karten sind bereits abgesetzt, das ist deutlich mehr als die 57.000 Fans, die bei der letzten Auflage 2016 kamen. Insgesamt erwartet Seiler am Sonntag 70.000 Zuschauer, sogar eine lange nicht benötigte Zusatztribüne wurde wieder aufgebaut. Wobei angesichts der komplizierten Vertragsstrukturen mehr Zuschauer auch nicht unbedingt die große Rettung sind. Denn neben den 12 Millionen Euro Antrittsgebühr an die Formel 1 sind, zumindest im bestehenden Vertrag, 100 Euro zusätzlich für jedes Ticket über 50.000 verkauften zu entrichten. Dieser Vertrag, noch mit Bernie Ecclestone geschlossen, läuft nun aus – ein neuer müsste mit den neuen Formel-1-Besitzern, Liberty Media, verhandelt werden.

Für die amerikanischen Marketing-Profis ist der Ort im Badischen, nicht nur die Strecke, auch das ganze Umfeld, eigentlich zu provinziell. Sie wollen in die großen Städte, oder zumindest in deren unmittelbare Nähe, sehen dort mehr Glamour. Und auch als Verhandlungspartner wünschen sie sich am liebsten smarte Business-Profis, die perfekt zu ihrer Vorstellung von „Geschäfte machen“ passen. Da werden sie halt in Miami, Kopenhagen oder Amsterdam eher fündig. Einen deutschen Grand Prix im Ruhrgebiet, oder noch besser, in Düsseldorf – ja so etwas könnte man sich mittelfristig schon eher vorstellen bei den Bossen aus den USA.

Andere Länder, andere Möglichkeiten

In anderen Ländern gibt es andere Möglichkeiten. Der Frankreich-GP hat die Politik hinter sich. Und privat-wirtschaftliche Finanzierung oder zumindest Risiko-Absicherung im Hintergrund, wie in Österreich durch Red Bull und Dietrich Mateschitz, findet in Deutschland auch nicht statt. Nicht einmal Mercedes übernimmt Verantwortung für die Erhaltung der Formel 1 in Deutschland. 350 Millionen Euro steckt Mercedes jedes Jahr in die Formel 1, für eine Defizitabdeckung ist der Hersteller nicht zu gewinnen.

Dafür wurde der Vertrag mit Lewis Hamilton verlängert. Der vierfache Weltmeister wird nun zumindest bis zum Saisonende 2020 für das deutsche Formel-1-Werksteam fahren. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Mercedes auch in den kommenden Jahren genau das richtige Team für mich ist“, sagte Hamilton in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Verlängerung sei nur noch eine Formalität gewesen, seit er im Winter mit Teamchef Toto Wolff zusammengesessen sei, sagte Hamilton. Finanziell zahlt es sich für den Engländer bestimmt aus: mit 40 Millionen Euro jährlich soll der neue Deal dotiert sein.