Etwas blass, mit einem kühlen britischen Lächeln im Gesicht sitzt Adrian Newey in einer Ecke und klärt über die technische Seite der Formel 1 auf. Und obwohl er nur ein einziges Mal eine seiner Konstrukionen auch selbst steuerte ("den Williams in der ersten Hälfe der 90er-Jahre"), gilt der 50-jährige Engländer als Mastermind der Branche. Bei Red Bull Racing scheint ihm heuer wieder der große Wurf gelungen zu sein. Wie zuvor bei Williams oder McLaren. Denn gestern stellte Sebastian Vettel den RB5 wieder neben Jenson Button in die erste Startreihe für den heutigen GP von Spanien. Adrian Newey über...

... die Regeln für 2009 und was sie alles bewirkt haben.
"Wir haben schon im April vergangenen Jahre begonnen, das Auto für heuer zu entwerfen. Noch nie haben wir so drastische Änderungen gehabt. Deshalb wussten wir zwar, was wir machen, hatten aber keine Ahnung in welche Richtung die Konkurrenz geht. Wir waren uns dann im Winter schon recht sicher über das Potenzial. Im Detail verstehen wir das Gesamtpaket aber immer noch relativ schlecht."

... das Schlagwort Diffusor.
"Wir wollen das Teil einmal so nennen. Aber wir werden heuer, nachdem die Lösungen von Brawn legalisiert worden sind, noch viele andere Ansätze und Lösungsmöglichkeiten sehen. Wir hoffen, bis Monaco einen neuen Diffusor einsetzen zu können. Aber ich kann schon sagen: es wird knapp. Man kann nicht einfach einen so genannten Doppel-Diffusor bauen, das hängt vom aerodynamischen Gesamtpaket ab. Möglich ist, dass wir in Monte Carlo überhaupt nur ein Auto damit einsetzen, um einen Vergleich zu haben. Nur: Monaco ist auch keine Aerodynamikstrecke."

... das Schlagwort KERS.
"Strategisch ist das Rückgewinnen der Bremsenergie großartig, eine mächtige Technologie. Es hängt aber auch ab, wie viele Teams KERS verwenden. Je mehr, desto schwieriger wird es, vor der ersten Kurve abgehängt zu werden. In Bezug auf die gesamte Rundenzeit halte ich KERS für ziemlich neutral. Und bei einem schwereren Fahrer wird es zum Gewichtsproblem."

... die Resourcen von Red Bull. Reicht es überhaupt bis zum WM-Titel?
"Wenn wir sehen, wie Ferrari oder BMW nachgerüstet haben, kann man nur sagen: das könnte sich Red Bull gar nicht leisten. Die haben ja fast völlig neue Autos gebaut. Unser Sieg in China war aber eine Motivationsspritze. Man fühlt sich plötzlich frisch, nicht mehr so ausgelaugt, wie man es nach Niederlagen ist. Es ist vielen eine große Last von den Schultern gefallen. Und so kann man Resourcen, die wir nicht im großen Umfang haben, wettmachen. Es wird auch noch viele Verbesserungen geben. Weil alle noch lange nicht die Grenzen erreicht haben."

... die Budgetobergenze.
"Kosten zu reduzieren finde ich gut, keine Frage. Eine Obergrenze ist für kleine Teams auch gut, in der Theorie klingt das nicht so schlecht. Aber ich glaube, dass alles im Streit und den Verdächtigungen endet, dass irgendwo wieder betrogen wird."

... Sebastian Vettel.
"Seht mal, wie jung er ist. Das glaube ich einfach nicht. Er erklärt dir so viel über das Auto. Er ist intelligent und schnell. Und dazu auch noch nett."