Vor zwei Jahren hatten Sie 17 Punkte Vorsprung und trotzdem die Formel-1-Weltmeisterschaft am Ende mit einem sehr angriffslustigen Fahrstil verloren. Durch Aggressivität, die Jenson Button vielleicht fehlt und eher das gegenteilige Problem hat, noch in Gefahr geraten könnte, weil er nur auf Sicherheit setzt...
LEWIS HAMILTON: Erst einmal muss ich sagen, dass ich das nicht so sehe, dass ich die WM 2007 durch zu große Aggressivität verloren habe. Ich habe den Job gemacht, den ich machen sollte - leider sind die Dinge am Ende nicht in meine Richtung gelaufen. Das Team hat mich in China zu lange draußen gelassen, als meine Reifen schon komplett runter waren. Ich bin überzeugt, dass jeder andere Fahrer hier im Feld unter diesen Bedingungen genauso abgeflogen wären. Und hier in Interlagos hatte ich dann technische Probleme mit dem Auto.

Und wie sehen sie die Entscheidung 2009?
HAMILTON: Was das diesjährige WM-Finale angeht, kann ich nur sagen, dass ich allen dreien alles Gute wünsche und mir mit sehr großem Interesse anschaue, was da rauskommt. Grundsätzlich konzentriere ich mich natürlich in erster Linie auf meinen eigenen Job, aber uns stehen da bestimmt noch zwei sehr aufregende Rennen bevor. Es wird sehr interessant werden, wer da das beste Stehvermögen hat.

Button, Barrichello und Vettel sind drei Neulinge, was ein WM-Finale angeht. Haben Sie als ein in zwei WM-Titelkämpfen gestählter Fahrer einen Tipp für sie?
HAMILTON: Ich würde das nicht tun, da jemandem Tipps geben. Das brauchen die gar nicht. Jeder geht so etwas auf seine eigene Art an. Außerdem haben alle drei im Laufe ihrer Karriere in anderen Serien um Meistertitel gekämpft und sie gewonnen, sie wissen also genau, wie das geht.

Bei den WM-Entscheidungen 2007 und 2008 standen Sie selbst stets im Mittelpunkt des Interesses, im Focus der Kamerateams. Dann die dramatische letzte Runde im Vorjahr, in der Sie gegen Massa den Titel sicherten. Im Vergleich ist es heuer doch etwas ruhiger...
HAMILTON: Ach, es fühlt sich eigentlich sehr gut an, mal nur an Rennsieg denken zu können. Hoffentlich werde ich im Rennen viel Spaß haben.

Kann man das für das ganze Jahr 2009 so sagen - war das für sie eine ganz andere Arbeitsatmosphäre?
HAMILTON: Die war eigentlich genau gleich - ich habe da keine großen Unterschiede gespürt. Ich mag es, wenn alles sehr intensiv und angespannt ist, aber auch, wenn es mal lockerer ist, ich kann mit beidem gut leben.

Wo stehen Sie im Vergleich zum Weltmeisterjahr 2008 heute?
HAMILTON: Ich habe viel aus den verschiedenen Erfahrungen gelernt, bin jetzt ein noch besserer Fahrer, auch als Mensch, als Person, stärker. Ich bin jetzt hier als Weltmeister, habe einen großen Titel im Rücken. Und ich weiß, dass ich nächstes Jahr einen neue Chance bekomme, ich werde dann hoffentlich noch besser sein.