Sebastian Vettel war motzig wie ein kleiner Junge. Als Mark Webber unter dem Podium einparkte und seinen Rennwagen fast zärtlich tätschelte, war Vettel bereits verschwunden. Als sich die beiden auf dem Weg zur Siegerehrung begegneten, war das "Treffen" nicht gerade herzlich. Die Lippen zusammengepresst, ein kurzer Händedruck, den Blicken ausweichenden, drehte sich Vettel weg. Und der Champagner wurde auch schon enthusiastischer verspritzt.

"Ich bin nicht einverstanden mit dem, was passiert ist. Aber ich kann es nicht ändern", sagte Vettel stinksauer. "Ich habe es nicht verstanden, was da ablief. Und ich habe die Strafe nicht verstanden . . ."

Es waren die total chaotische 15. Runde im "Grand Prix von Ungarn" und die Momente danach: Auf der Strecke lag ein undefinierbares Wrackteil, daher schickte die Rennleitung das Safety Car auf die Strecke. In der Boxengasse verlor der Mercedes von Nico Rosberg ein Rad, Robert Kubica und Adrian Sutil krachten sich in die Autos. Vettel war, überlegen führend, im letzten Moment zum Reifentausch abgebogen. Das Rennen schien gelaufen.

Zehn Wagenlängen

Doch wenig später wurde Vettel, vermeintlich nur vorübergehend hinter seinen Teamkollegen Webber zurückgefallen, von den Rennkommissaren für eine sogenannte "Durchfahrtstrafe" zurück an die Box gepfiffen. Er habe die laut Reglement während einer Safety-Car-Phase vorgeschriebenen maximal zehn Wagenlängen Abstand zum vor ihm fahrenden Auto überschritten.

Er habe den Funkkontakt verloren. Er habe gedacht, das Safety Car würde eine weitere Runde auf der Strecke bleiben. Daher habe er den Neustart "verpennt" und plötzlich zu viel Abstand auf Webber gehabt, sagte Vettel.

Webber quetschte in der Folge genau jenen Vorsprung heraus, den er zum noch ausständigen Reifenstopp benötigte. Er feierte seinen vierten Saisonsieg und knöpfte dem ausgefallenen McLaren-Star Lewis Hamilton die WM-Führung ab.

Mercedes und Renault müssen wegen der Fehler in der Boxengasse je 50.000 Dollar Strafe zahlen, auch Michael Schumacher wurde bestraft. Er hat nämlich Rubens Barrichello bei einem Manöver beinahe in die Boxenmauer gedrängt und muss beim nächsten Rennen in Spa zehn Plätze weiter hinten starten. Niki Lauda schimpfte in Richtung Schumacher: "Das war das Ärgste und die größte Sauerei, die ich je gesehen habe." Barrichello: "Das war das gefährlichste je gegen mich gefahrene Manöver."