Vor der Villa La Vigie, einst im Besitz von Karl Lagerfeld, haben die beiden McLaren-Weltmeister Lewis Hamilton und Jenson Button ihre eigens für den Grand Prix von Monaco gefertigten Lenkräder sowie Sturzhelme präsentiert. Sie sind mit teuren Diamanten verziert. Das ist dekadent, aber es ist seit Jahren der gleiche Marketing-Gag des Edelstein-Großhändlers Steinmetz.

Ein Hinweis darauf, dass die Weltwirtschaftskrise an der Formel 1 und an Monaco spurlos vorübergegangen ist, sind ein paar glitzernde Steinchen freilich nicht. Auch die im Hafen ankernde 95-Meter-Jacht "Indian Empress", im Besitz des indischen Bier- und Fluglinien-Milliardärs sowie Rennstall-Eigentümers Vijay Mallya, ist nicht der Maßstab. Im Gegenteil. Die Straßen von Monaco, an den Abenden nach den Formel-1-Trainings immer hoffnungslos verstopft, waren am Donnerstag vergleichsweise ebenso leer, wie die Parkplätze der Rolls Royces, Bentleys und Ferraris am Casino-Platz. Und die Restaurants in den mondänen Küstenorten zwischen Monaco und Nizza waren bisher erschreckend schütter besetzt.

"Unsexy", mit Geld um sich zu werfen

Zwar ist in der Formel 1 von so etwas wie einer "Regeneration" die Rede. "Aber es ist ein sehr zäher Neustart", sagt David Warren, einst Geschäftsführer von "Allsport", der Kommerzabteilung der Formel 1. Der Paddock-Club etwa, die geschlossene Gesellschaft der Reichen und Schönen, sei im letzten Krisenjahr um bis zu 30 Prozent eingebrochen, erklärte Warren. In Monaco wurde der Paddock Club daher auf 1500 Plätze reduziert. Es sei inzwischen "unsexy", mit Geld um sich zu werfen, sagt Jim Wright, früher bei Williams und Toro Rosso, heute beim neuen Rennstall Virgin fürs Marketing verantwortlich. Wright nennt es "strukturiertes Sponsoring", das Geld werde gezielt eingesetzt.

Honda ist bereits vor eineinhalb Jahren ausgestiegen, Toyota, BMW mit Jahresende 2009, der Reifenkonzern Bridgestone zieht sich heuer zurück. Die Formel 1 ist vielen als Spielwiese zu teuer geworden, großen Konzernen ebenso, wie dem Fan auf der Tribüne. Von jenen Appartements in den Hochhäusern entlang der Rennstrecke, auf deren Balkonen und Terrassen Sponsorfirmen und Autokonzerne ihren Kunden den Grand Prix erste Reihe fußfrei präsentiert haben, stehen selbst im Vergleich zum Vorjahr knapp 40 Prozent leer. Und von den Tribünen-Tickets, auch im letzten Jahr annähernd ausverkauft, waren noch mehr als 20 Prozent zu haben.

Laut Berechnungen des Fachmagazins "Formula Money" sind die Sponsorgelder für die Formel 1 um 85 Millionen Euro oder 28,4 Prozent zurückgegangen, der größte Rückgang seit fünf Jahren. Insgesamt kassieren die zwölf Teams rund 530 Sponsormillionen, was ebenso die geringste Summe der letzten fünf Jahre ist. Ferrari führt das Feld mit 184 Millionen Euro Sponsoreinnahmen an, das neue Hispania-Team kratzt gerade 375.000 Euro von Sponsoren zusammen.