Mercedes hat am gestrigen späten Nachmittag am Hafenbecken ein paar Fläschchen geköpft. Es war zur "Housewarming Party" geladen. Das neue Zuhause des neuen Rennstalls wurde eingeweiht. Ein stylisher grauer Quader, in Modulbauweise aus 16 Einzelelementen zusammengesetzt und von 16 Lkw kreuz und quer durch Europa kutschiert. "Weniger als zwei Millionen Euro", betont man bei Mercedes, habe das Bauwerk gekostet. Vorbei seien jene Zeiten, als die Bleibe von McLaren-Mercedes auch spöttisch als "Palazzo Protzo" bezeichnet wurde.

Auf- & Abrüsten

Wie überhaupt bei Mercedes dieser Tage an allen Ecken und Enden gebaut wird. Für den Grand Prix in Monaco muss nämlich auch der Rennwagen neuerlich umgebaut werden. Erst für den Europa-Auftakt letzten Sonntag in Barcelona wurde das Modell runderneuert, um es besser dem Fahrstil von Michael Schumacher anzupassen. Und prompt erreichte "Schumi" als Vierter die bisher beste Platzierung seit seinem Comeback. Jedoch noch immer mit 62,1 Sekunden Rückstand auf Red Bull und auf den überlegenen Sieger Mark Webber . . .

Für Monaco muss der "Silberpfeil" nach dem großen Aufrüsten nun gleich wieder abgerüstet werden. Vor allem der Radstand wird wegen der winkeligen Strecke wieder verkürzt. "Wir verwenden unsere neue Aerodynamik, aber die alte Radaufhängung. Die garantiert einen besseren Einschlag", wie Teamchef Ross Brawn erklärt.

Michael Schumacher, dem vor allem das extreme Untersteuern (das Auto "schiebt" in der Kurve über die Vorderräder nach außen) seines Rennwagens so gar nicht passte, wehrt sich hingegen vehement gegen Behauptungen, Mercedes würde das Auto eigens für ihn konstruieren. Oder gar gegen Vorwürfe, Teamkollege Nico Rosberg, in bisher vier von fünf Rennen der Schnellere, würde "geopfert" werden, damit Schumacher seinen Willen durchsetzt.

Kein Schumi-Hype

"Kein einziges meiner Rennautos wurde je eigens für mich gebaut", sagt Schumacher. Er sei auch mit dem bisherigen Saisonverlauf "sehr zufrieden". Andere sind es weniger. "Es gibt eigentlich keinen Schumi-Hype, wie das vielleicht erwartet wurde", berichten deutsche Journalisten. Nur etwas mehr als 5 Millionen sahen auf RTL das Rennen aus Barcelona live, gerade die Hälfte der fetten Schumacher-Jahre. Spricht in Monaco nur noch die Statistik für ihn. Fünf Grand Prix hat "Schumi" hier schon gewonnen, Mercedes sogar sieben der letzten zwölf Rennen.