Das Umfeld prägt den Menschen, der Mensch aber auch sein Umfeld. Superstars haben meist auch den entsprechenden Clan um sich. Sebastian Vettel hat ihn, diesen kleinen Kreis von Menschen, auf die er sich hundertprozentig verlassen kann, die ihn aber trotzdem nicht bedingungslos anhimmeln und ihm damit eventuelle Höhenflugflausen in den Kopf setzen würden. So ein Gefühl kann man ja manchmal bei Lewis Hamilton und seiner Umgebung bekommen.

Bei Vettel besteht da keine Gefahr. Er ist auch selbst der Typ, der sich gar nicht erst mit solchen Leuten umgeben würde - weil er sich in ihrer Gegenwart gar nicht wohlfühlt. Das beste - und einfachste Beispiel dafür ist seine Freundin Hanna, mit der er jetzt seit über fünf Jahren zusammen ist, seit es auf der Matura-Feier in Heppenheim funkte. Ein Mädchen von nebenan, ein einziges Mal mit auf einer Rennstrecke, ganz am Anfang von Vettels Karriere, 2006 in Monza. Von damals stammt auch das einzige gemeinsame Foto. Vettel will seine Hanna und sein Privatleben nicht in die Öffentlichkeit tragen. Auch wenn er sie natürlich manchmal schon ein bisschen vermisst, wenn er lange unterwegs ist. "Aber andere nehmen ihre Partnerin ja nun auch nicht mit ins Büro - und für mich ist die Rennstrecke genauso mein Arbeitsplatz."

Wichtig an diesem Arbeitsplatz, in der beruflichen Umgebung sind natürlich seine Chefs: Christian Horner, der Red Bull-Teamchef, mit 38 Jahren einer der jüngsten "Bosse" in der Formel 1, umgänglich, eher Kumpeltyp als großer "Herrscher". Dazu das Superhirn, der technische Direktor, Adrian Newey. Der Dritte im Bunde ist Dr. Helmut Marko, österreichischer Ex-Rennfahrer und Jurist. Seit 1997, als Red Bull dem zehnjährigen Kart-Piloten Vettel mit damals 5000 D-Mark bei der Fortführung seiner Karriere half, gehört Vettel dort zum Nachwuchskader - und stand damit über mehr als ein Jahrzehnt unter genauester Beobachtung des "Doktors".

Ein untypischer Finne

Um Vettels physische Verfassung kümmert sich der Finne Tommi Parmakoski, als Physiotherapeut an der Rennstrecke, aber auch als Fitnesstrainer zu Hause in der Schweiz, ob beim Laufen, Radfahren oder auch bei einer Partie Tennis oder Badminton, "wobei Sebastian sehr ungern gegen mich verliert", wie der immer lockere, gar nicht so typisch finnische Tommi ganz gerne einmal lästert.

Diejenige, die Vettel an der Rennstrecke und auch sonst am meisten Arbeit abnimmt, ist Britta Roeske. Über den Job der reinen Pressesprecherin ist sie längst hinausgewachsen, kümmert sich auch um vieles Organisatorische, um Marketing, hat fast eine Managerrolle, ohne jedoch Managerin zu sein - einen echten Manager hat Vettel ja nie gebraucht, "ein guter Anwalt im Hintergrund für die Verträge reicht", meinte sein Vater Norbert Vettel einmal.

Und wenn der 24-Jährige einen Rat braucht, wenn es um grundlegende Zukunftsentscheidungen geht, dann ist eben immer noch Papa Norbert der erste Ansprechpartner. Die vielen gemeinsamen Jahre auf den Kartstrecken und in den Nachwuchsformeln, der trotz aller Erfolge vor allem finanziell damals nicht einfache Weg nach oben, das alles hat die beiden zusammen geschweißt. Wobei die Formel 1 bisher selten einen so bescheidenen, ruhigen und bodenständigen Weltmeister-Vater erlebt hat wie den überall beliebten Norbert Vettel. Und für ein bisschen Spaß gibt es noch den Joschi Walch, Hotelier am Arlberg, Ex-Chef der BMW-Hospitality.