Unmittelbar nachdem man von der M3, einer ziemlich trostlosen Autobahn von Budapest hinaus in Richtung nirgendwo über einen Parkplatz zum Hungaroring abzweigt, steht ein kleines Häuschen. "Büfé". Der Kaffee, so stark, dass ein Löffel stecken bleibt, kostet dort 136 Forint. Etwas mehr als 50 Cent. Die Hütte stand vor 25 Jahren auch schon da. Ebenso wie jene Ziegelbaracke ein paar hundert Meter weiter, die noch immer nicht verputzt ist, aber heute wie damals Zimmer vermietet. Mit Matratzen auf dem Boden und Waschbecken auf dem Gang.

Als vor 25 Jahren der erste Grand Prix in Ungarn gefahren wurde, haben Berliner Mauer und Eisener Vorhang Europa noch zerstückelt. Die kapitalistische Formel 1 im tiefsten Ostblock, das war im August 1986 eine Sensation, von der die Welt sprach.

Rund 20 Kilometer nordwestlich von Budapest, neben dem 3000-Seelen-Örtchen Mogyoród, wurde für damals umgerechnete 140 Millionen Schilling der Hungaroring aus dem Nichts gestampft. Heutige Rennstrecken kosten den gleichen Betrag, aber in Dollar.

"Arme werden täglich mehr und täglich ärmer"

Bei der Frage, was sich in diesen 25 Jahren alles verändert habe, dreht Thomas Frank die Augen über. Frank organisiert seit 1994 mit der Agentur "Ostermann Formula One" den Grand Prix und hält gemeinsam mit dem ungarischen Staat 81 Prozent am Hungaroring. "Budapest ist zwar eine Weltstadt geworden", sagt Frank. Aber die Mentalität der Menschen, die sei nach wie vor eine Katastrophe. "Die wenigen Reichen sind noch reicher geworden, doch die Armen werden täglich mehr und täglich ärmer. Daraus entsteht der Neid, der in unserem Land alles hemmt", sagt Frank.

Mit über 11 Prozent hat Ungarn derzeit die siebthöchste Arbeitslosenrate in der EU. Ein Fünftel aller Ungarn, etwa zwei Millionen, leben in Armut, die Hälfte davon muss mit 13 Euro im Monat auskommen.

Und das Tribünenticket am Hungaroring kostet am Sonntag bis zu 300 Euro. "Wir können die Karten aber nicht billiger hergeben", sagt Frank. Denn mit dem Ticketerlös muss die Organisation des Formel-1-Wochenendes abgedeckt werden. Rund fünf Millionen Dollar. Während jene 15 Millionen Dollar, die Bernie Ecclestone an Startgeld "exportiert", heute wie damals vom Staat bezahlt werden. Das sei laut Frank der große Trumpf. "Die Formel 1 ist sozusagen regierungsresistent. Egal, von wem der Staat regiert wird, alle wissen, wie wichtig die Formel 1 ist. Sie ist das Letzte, was Ungarn noch geblieben ist."

Bis inklusive 2016 läuft der Formel-1-Vertrag der Ungarn. Mit dem 26. Grand Prix in Serie liegt der Hungaroring von fast 70 Rennstrecken, auf denen bis heute gefahren wurde, momentan bereits an dritter Stelle hinter Monaco und Monza. Von den über 200.000 Neugierigen beim ersten Grand Prix ist nach 25 Jahren allerdings bei Weitem nichts mehr zu sehen. Selbst die rund 30.000 Polen fehlen heuer nach dem schweren Rallye-Unfall von Robert Kubica. Und vielen anderen ist am Hungaroring, nur wenige Minuten außerhalb der prächtigen Innenstadt von Budapest, der Ostblock offenbar nach wie vor zu tief.