Beaulieu-sur-Mer liegt eine halbe Autostunde von Nizza entfernt und knappe zehn Kilometer vor Monaco. Bis vor ein paar Jahren war das mondäne Küstenörtchen am Grand-Prix-Wochenende ein Geheimtipp, heute ist es eine Zweigstelle der Formel 1 und dementsprechend sauteuer. Für ein Kämmerchen in einem Drei-Sterne-Hotel, in dem man sich kaum umdrehen kann und das in der Hochsaison ohnehin schon unverschämte 110 Euro kostet, blättert man in diesen Tagen 240 Euro hin und wird genötigt, mindestens für fünf Nächte zu buchen.

Verglichen mit Monaco sind viele der Hotelzimmer in den Küstenorten und den Bergdörfern entlang der Cote d'Azur aber selbst am Grand-Prix-Wochenende noch immer Okkasionen. Denn ob im luxuriösen "Hotel de Paris", im "Hermitage", im "Mirabeu" oder dem vor einigen Jahren für 42 Millionen Euro umgebauten "Fairmont Hotel" mit Zimmerbalkon auf die berühmte Haarnadel-Kurve, dort werden einem für die Nacht auf den Rennsonntag von 1000 Euro aufwärts abgeknöpft. Trotzdem sind diese Nobelschuppen für die Formel-1-Wochenenden auf Jahre ausgebucht. Wer heute kurzfristig ein Zimmer sucht, muss bis Nizza fahren.

Zimmer frei

Für das nächste Ereignis, bei dem die Welt nach Monaco schauen wird, scheint das Interesse offenbar bei Weitem nicht so groß zu sein. Zwar sind für die Hochzeit von Fürst Albert II. (53) und die um 20 Jahre jüngere Charlene Wittstock am ersten Juli-Wochenende 4000 Gäste geladen, das geplante dreitägige Fest mit Open-Air-Konzerten der Eagles, von Jean Michel Jarre sowie 200 (!) Veranstaltungen nimmt zumindest langsam Konturen an und man erwartet rund 200.000 Menschen in den Hochhausschluchten des Fürstentums. Aber Hotelzimmer sind noch genügend zu haben. Für den Fall, dass das Hotelpersonal seine Drohung nicht wahr macht und just am Hochzeitswochenende streiken sollte.

Aber sonst? Hochzeit? Welche Hochzeit? Von den etwas über 30.000 Menschen, die Monaco und seine lediglich zwei Quadratkilometer zum am dichtesten besiedelten unabhängigen Staat der Welt machen, sind kaum ein Viertel gebürtige Monegassen. Allen anderen ist die zweite Märchenhochzeit dieses Jahres anscheinend herzlich egal.

Im "Nice-Martin" zum Beispiel, der größten Tageszeitung an der Cote d'Azur, wurden die Namen Albert und Charlene auf 80 großformatigen Seiten der gestrigen Ausgabe mit keiner Silbe erwähnt. Und die Regionalbeilage "Monaco-Matin" liegt in den Zeitungsläden mit einem Formel-1-Spezial auf.

TV-Sender gesucht

Frankreich hat zwar keine sogenannte "yellow press" wie die Engländer. Dadurch bleibt dem angehenden Fürstenpaar viel erspart. Aber dass selbst in der dieswöchigen Ausgabe des Boulevardmagazins "Paris Match", so etwas wie ein besser gemachtes "News" von Frankreich, die bevorstehende Hochzeit überhaupt nicht vorkommt?

Stattdessen ist Österreich in "Paris Match" diesmal groß vertreten. Mit einer Reportage des Wiener Apnoetauchers Herbert Nitsch. Mit sechsseitiger Reportage über Arnold Schwarzenegger (Schlagzeile: "Terminator a détruit son couple - Der Terminator hat seine Ehe zerstört"). Und mit den Vorbereitungen des Peugeot-Rennstalls mit Alexander Wurz auf die bevorstehenden "24 Stunden von Le Mans".

Selbst die TV-Rechte für seine Hochzeit, die Albert exklusiv verscherbeln wollte, hat ihm bis heute kein Sender abgekauft. Vielleicht ist der Fürst heuer deshalb bereits am Donnerstag, in Monaco traditionell der erste Trainingstag der Formel 1, zwar alleine und nur von Bodyguards umringt, aber dafür umso kamerawirksamer durch die Boxengasse geschlendert.

Vielleicht kommt Albert auch zum heutigen Qualifikationstraining an die Rennstrecke. Beim "Grand Prix von Monaco" morgen, Sonntag, ist er aber quasi der Gastgeber. Denn nur in Monaco steigt der Sieger des Formel-1-Rennens auf kein Podium, sondern lediglich über einige mit dunkelrotem Teppich ausgelegte Treppen in die berühmte Fürstenloge, direkt an der Ziellinie auf dem Boulevard Albert I. Und am Sonntag wird der Fürst nicht mehr alleine kommen, da wird auch Misses Wittstock dem Sieger gratulieren.

Sieger geehrt

Ganz nach alter Tradition, als Alberts Vater, Fürst Rainier, den Formel-1-Sieger Jahr für Jahr mit dem berühmten Satz "Ich freue mich, dass Sie es sind" in seiner Loge begrüßt hat. Damals wurde das Rennen sogar eine Stunde später gestartet. Weil sich, so erzählt man heute, der alternde Fürst seine Mittagsruhe nicht stören lassen wollte. Erst seit Albert das Sagen hat, fahren auch in Monaco die Formel-1-Autos wie an jeder anderen Strecke sonntags um 14 Uhr los.

Auch drei Österreicher sind in der langen Geschichte des Monaco-Grand-Prix in der Fürstenloge gestanden. Jochen Rindt 1970, nach seinem legendären Sieg, als er in der allerletzten Kurve den führenden Jack Brabham überholt hat. Niki Lauda, der 1975 und 1976 auf Ferrari gewonnen und als erster Formel-1-Pilot Fürstin Gracia Patricia die Hand geküsst, damit gegen jedes Protokoll verstoßen und die Welt verblüfft hat. Und Gerhard Berger, der einmal als Zweiter und dreimal als Dritter Logengast war.

Diese Woche in Monaco hat übrigens der Verkauf von Hochzeitssouvenirs, von allem möglichen mit den Initialen "A" und "C" verzierten Ramsch, begonnen. Er schleppt sich noch. Denn noch sind Ferrari-Fahnen und Red-Bull-Kappen gefragter.