Für Red Bull hat der erste Trainingstag am Donnerstag aufregend begonnen. Auf der "Energy Station" - das stylische Hauptquartier des Weltmeister-Teams liegt im Hafen von Monaco wieder auf einem riesigen Floß vor Anker - gab es Bombenalarm.

In einem Winkelchen der Terrasse hat man in der Früh einen herrenlosen Rucksack entdeckt. In Sekundenschnelle wurde der Bereich abgeriegelt. Die Polizei rückte mit Spezialisten an. Der Rucksack, zu allem Überdruss im Ferrari-Design, wurde mittels Detektoren untersucht, "entschärft" und im Polizeiwagen abtransportiert.

Als ob Red Bull von Ferrari nicht schon genug hätte. Denn vor allem die Italiener versuchen mit allen Tricks, zumindest einmal in den Windschatten des Weltmeisters zu kommen. Hinter dem drohenden Verbot des von Red Bull entwickelten, speziellen Auspuffsystems - die Auspuffgase strömen dabei den Unterboden an und erhöhen den Anpressdruck - soll zum Beispiel Ferrari stecken.

Marko: "Wir sind stutzig geworden"

Und zuletzt begann Ferrari, auf die von Red Bull ausgeklügelte Renn- und Boxenstopp-Strategie quasi Spione anzusetzen. "Wir sind stutzig geworden, weil Ferrari extrem schnell auf unsere Strategie reagiert hat", sagt Red-Bull-Sportchef Helmut Marko. Zu schnell. Denn bei Red Bull wurden die Abläufe ganz bewusst derart komprimiert, dass unter normalen Umständen keine Reaktionszeit mehr geblieben wäre. "Das ging so weit, dass unsere Mechaniker schon in fast unbewältigbaren Stress gebracht wurden", sagt Marko und erklärt auch, wie man Boxenstrategien ganz banal ausspioniert.

Vor fünf Tagen, beim Grand Prix in Barcelona, dürfte ein Ferrari-Spion auf der großen Tribüne vis-à-vis der Boxengasse gesessen sein und mittels Fernglas jede Bewegung in der Box und am Kommandostand von Red Bull beobachtet haben.

"Wir haben dann mit Mechaniker-Dummys bevorstehende Boxenstopps angetäuscht", sagt Marko schmunzelnd. Prompt ist Ferrari darauf hineingefallen, hat Fernando Alonso an die Box geholt, Mark Webber blieb auf der Strecke. Zudem funkt Red Bull auf einem allgemein zugänglichen und einem zweiten, verschlüsselten Kanal. Auch Ferraris Spione dürften vorerst vor einem Rätsel stehen. In Barcelona wurde Ferrari überrundet.