Fernando Alonso hat mitten in der Ferrari-Krise ein Zeichen gesetzt. Exakt eine Woche nach seiner Vertragsverlängerung bis 2016 und vier Tage nach seiner "Demütigung" beim Heim-Grand-Prix in Barcelona sorgte der Spanier am Donnerstag in Monaco mit seiner Tagesbestzeit im ersten Training für Balsam auf die blutroten Wunden. Weltmeister Sebastian Vettel, am Vormittag noch Schnellster, kam am Nachmittag im Red Bull über Platz fünf nicht hinaus.

Supersoft-Reifen wurden gestestet

Im Mittelpunkt der ersten zwei von insgesamt drei Freien Trainings stand bei fast schon sommerlich heißem Wetter die Erprobung der in Monaco erstmals eingesetzten Supersoft-Reifen. Von der Performance und der Haltbarkeit dieser superweichen Optionsreifen dürfte am Sonntag in Monaco (14.00 Uhr) der Sieg abhängen. Denn mechanischer Kurvengrip ist auf dem engen Straßenkurs des Fürstentums weit wichtiger als Topspeed, deshalb haben hier die technischen Beschleunigungs-Hilfen DRS und KERS nicht ganz so große Bedeutung wie auf anderen Pisten.

So waren die Zeiten des ersten Tages wegen der unterschiedlichen Tanklasten wie immer auch mit Vorsicht zu genießen. Weil die weichen Reifen deutlich besser hielten als erwartet, gab am Nachmittag viele Longruns. Auch Vettel verzichtete in den letzten 20 Minuten auf einen Bestzeitversuch. Der vierfache Saisonsieger aus Deutschland peilt am Sonntag seinen ersten Monaco-Sieg an. Teamkollege und Vorjahressieger Mark Webber konnte am Vormittag wegen eines Elektrikproblems gar nicht fahren und wurde im zweiten Training Achter.

Während Alonso seine Bestzeit erfreut quittierte, ist Lewis Hamilton derzeit kaum zu bremsen. Der Engländer, der als einziger heuer Vettel schon besiegt hat, gibt nicht nur auf der Strecke, sondern immer öfter auch verbal Vollgas. Nun forderte er sogar Strafen für die Toro-Rosso-Fahrer, die ihn seiner Meinung nach in Barcelona beim Überrunden aufgehalten hätten, während sie dort den führenden Vettel anstandslos passieren hätten lassen. "Das war alles andere als cool", klagte Hamilton.

"Einzige Antwort auf Vettel"

Red-Bull-Teamchef Chris Horner konnte über den Vorwurf nur lachen und selbst Hamiltons Teamkollege Jenson Button hielt den Vorwurf der Schützenhilfe durch das Red-Bull-Schwesternteams für etwas seltsam. Aber Hamilton ist derzeit offensichtlich auf Tausend, kämpft mit allen Mitteln auf und abseits der Strecke. "Ich pushe mein Team wie kein anderer Fahrer. Derzeit bin ich aber auch die einzige Antwort auf Sebastian", so der im Titelkampf 41 Punkte zurückliegende Weltmeister von 2008. "Wir waren nicht auf eine schnelle Runde aus", gab sich Vettel nach dem ersten Trainingstag ganz entspannt. Ferrari-Fahrer Alonso hingegen war bewusst: "Wir schauen hier besser aus, weil die Aerodynamik in Monaco nicht so wichtig ist. Unser größte Schwäche wird von der Technik und vom Motor kaschiert", analysierte der Spanier. Er war sich zudem sicher: "Red Bull hat längst noch nicht alle Karten aufgedeckt."