Sergio wer? "Ich hab keine Ahnung, wie dieser Sergio Perez übehaupt aussieht", sagten einige durchaus etablierte Formel-1-Journalisten. Die Verpflichtung des 20-jährigen Mexikaners, derzeit auf Platz zwei der GP2-Nachwuchsserie, durch das Sauber-Team hat ziemlich überrascht. Aber die wirtschaftliche Realität der heutigen Formel 1 lässt einem Teamchef oft keine wirkliche Wahl.

Wer lange genug in der Szene ist, weiß das. Nick Heidfeld etwa. Vor zwei Wochen in Singapur zu Sauber zurückgekehrt, bleibt er doch wieder auf der Strecke. Denn Perez bringt von "Telmex", der Firma des reichsten Mannes der Welt, Carlos Slim, einen zweistelligen Millionenbetrag mit. Und inzwischen müssen auch Mittelklasse-Teams bei der Verpflichtung ihrer Piloten massiv aufs Geld schauen.

Gegengeschäfte

Bei Force India, wo der Nick Heidfeld zeitweise verhandelte, werden wahrscheinlich Adrian Sutil und Paul di Resta fahren. Den Mercedes-Schützling aus der DTM möchte Norbert Haug liebend gern in einem Formel-1-Cockpit sehen. Als Motorenlieferant hat man ja schließlich Möglichkeiten, bei den Piloten ein Wörtchen mitzureden.

Auch bei Renault wird inzwischen für den zweiten Platz neben Robert Kubica Geld mindestens so groß geschrieben, wie Leistung, wenn nicht sogar größer. Was im Klartext bedeutet, dass der Vertrag von Witali Petrov ziemlich sicher verlängert wird. Der Russe hat zwar nicht alle versprochenen Sponsorgelder abgeliefert, ist aber sehr wichtig für den russischen Markt, öffnet Renault-Teambesitzer Gerald Lopez dort viele Geschäftsfelder und genießt außerdem auch die volle Unterstützung von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone.

Bei Williams, wo man sich eigentlich schon fast sicher war, mit Rubens Barrichello und Nico Hülkenberg weiterzumachen, muss jetzt auf einmal der junge Deutsche wieder zittern. GP2-Meister Pastor Maldonado, der über Verbindungen zu Staatspräsident Hugo Chavez angeblich 15 Millionen Dollar von der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft haben will, bietet sich an. Wobei Maldonado diese Geldstory schon seit zwei Jahren erzählt. Und könnte er diese Summe wirklich bringen, hätte er zumindest längst bei einem der Neulings-Teams landen können. Aber Williams springen potente Geldgeber ab, weshalb man über den jungen Burschen zumindest nachdenken wird.

Kleine Chance

Sollte man sich aber doch gegen die, vielleicht nicht wirklich sicheren Millionen, entscheiden, könnte es der Venzolaner freilich immer noch bei den ganz Kleinen wie Virgin oder Hispania Racing versuchen. Die würden ihn wahrscheinlich auch nehmen, wenn er nur mehr als die Hälfte der versprochenen Summe tatsächlich beisteuern könnte. Und wenn er mit dem kompletten Betrag bei Hispania landet, dann könnte Colin Kolles es sich ja vielleicht tatsächlich leisten, neben ihm den Österreicher Christian Klien fahren zu lassen, der bei solchen Summen natürlich nicht mitbieten kann.