Sein erster Teamchef in der Formel 1, Eddie Jordan, meinte kürzlich, eigentlich müsse Mercedes Michael Schumacher nach dieser Saison feuern - seiner schlechten Leistungen wegen. Sein zweiter, Flavio Briatore, stellte fest, er habe ja von Anfang an so seine Zweifel gehabt. Selbst Mercedes-Teamchef Ross Brawn gab kürzlich zu: "Wenn Schumacher ein Neuling wäre, dann säße er nach seiner Leistung von diesem Jahr wohl nicht mehr im Auto."

Wobei Brawn mit dem großen "Aber" nachhakt: "Aber weil wir Michael kennen, wissen wir, dass da noch einiges kommen kann." Er teilt ja die Theorie von Schumacher, dass es vor allem an der diesjährigen Reifensituation liege, dass der siebenfache Weltmeister nie so richtig in Tritt kam. Man gehe jedoch davon aus, der neue Pirelli-Reifen werde wieder eine "normale" Charakteristik haben, mit stärkeren Vorderreifen den harten Brems- und Einlenkmanövern sowie "Schumis" hohem Kurventempo standhalten. "Dann werden wir 2011 wieder den wahren Michael sehen", sagt Brawn.

Die Zweifel

Was trotzdem auffällt: Normalerweise ist es gerade die Stärke jedes Spitzenfahrers, seinen Fahrstil diversen Umständen anpassen zu können. Schumacher lag in der ersten Saisonhälfte im Qualifying im Schnitt 0,15 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Nico Rosberg, in der zweiten waren es bisher 0,35.

Und die Reifentheorie lässt Rosberg nicht gelten: "Es wird dies und jenes erklärt, das ist völliger Quatsch. Ich glaube, Michael kommt mit den Reifen sogar viel besser zurecht als ich selbst." Schließlich gebe es die größten Zeitdifferenzen vor allem in langsamen Kurven, "und da spielt der Reifen nun wirklich die geringste Rolle."

Hinter vorgehaltener Hand fragen sich ja viele schon: was passiert, wenn Schumacher bei den Wintertests mit den neuen Pirelli-Reifen merkt, dass auch diese an den grundsätzlichen Verhältnissen nichts umkehrt, dass auch ein neues Auto, bei dessen Entwicklung er viel stärker mitgewirkt hat, ihn wieder nicht vor seinen Teamkollegen bringt? Was macht er dann selbst, was macht Mercedes dann?

Schumi selbst gibt sich freilich überzeugt, dass 2011 alles besser werden wird: "Deswegen haben wir doch auch von Anfang an von einem Drei-Jahres-Plan gesprochen. Ich hoffe, dass ich im Laufe dieser Zeit die Früchte meiner Arbeit ernten kann." Man sei jedenfalls bei Mercedes ganz sicher auf dem richtigen Weg: "Wenn ich die Veränderungen sehe, die Lernkurve - dann macht mich das für nächstes Jahr sehr zuversichtlich."

Die Hoffnung

Schließlich habe es ja früher bei Benetton und Ferrari auch vier, fünf Jahre gedauert, diese Teams zu Siegerteams zu machen. "Jetzt wollen wir das bei Mercedes halt in kürzerer Zeit schaffen." Wobei der Vergleich nach Ansicht so mancher Experten schon ein bisschen hinkt. Schließlich war das Team unter dem Namen BrawnGP das Weltmeisterteam 2009 - ein neuer Name durch die Übernahme von Mercedes bedeutet ja eigentlich nicht, dass man deswegen auch mit allem anderen neu anfängt.