Sie waren kaum aus ihren Autos gestiegen, da war im durchaus frühsommerlichen Monaco das ohnehin schon länger drohende, frostige Klima zwischen den beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton, zuletzt vier Mal in Serie Sieger und seit zwei Wochen WM-Spitzenreiter und Nico Rosberg schon zu spüren.

Rosberg jubelte über Bestzeit & Poleposition, nirgendwo sonst wichtiger als im Winkelwerk der Straßen von Monaco. Hamilton würdigte den Teamkollegen keines Blickes, war auch bei der anschließenden Pressekonferenz eher knapp angebunden. Denn wenige Sekunden vor Ende des Qualifyings kam es zwischen Rosberg & Hamilton auch ganz ohne "Feindberührung" zum großen Crash.

Nico Rosberg fabrizierte in der Mirabeua-Kurve, vom Casino hinunter, einen an sich harmlosen Ausrutscher. Doch sein "geparkter" Mercedes erforderte gelbe Flaggen. Und Lewis Hamilton, ein paar hundert Meter dahinter auf seiner allerletzten "fliegenden Runde" und der Millimeterjagd nach der Bestzeit, wurde dadurch jäh eingebremst.

Drei bange Stunden

Der Schreck für Rosberg folgte unmittelbar. "Vorfall mit Nico Rosberg in Kurve fünf in Untersuchung der Stewards", lautete der knappe, offizielle Wortlaut der Mitteilung des Automobil-Weltverbandes FIA. Zwar hatte Hamilton selbst schon einigermaßen beschwichtigt: "Das Ganze ist zwar wirklich ironisch. Aber ich lag zu diesem Zeitpunkt schon einige Zehntel zurück. Es ist also okay." Und auch der Chef der beiden, Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda, sagte: "Lasst sie untersuchen, sie werden nichts finden."

Nach mehr als dreistündigen Befragungen und Beratungen glätteten dann auch die FIA-Kommissäre rund um Ex-Formel-1-Pilot Derek Warwick einigermaßen die Wogen. Sie ließen Nico Rosberg straffrei laufen, er startet Sonntag in den "Grand Prix von Monaco (14 Uhr, ORF eins ab 12.45 Uhr live) zum sechsten Mal in seiner Karriere von einer Poleposition.

Wie Schumi 2006

Und auch wenn sofort Erinnerungen an Michael Schumacher aufkamen – er hatte 2006 in der Rascasse-Kurve seinen Ferrari offenbar mutwillig in die Leitplanken gesteuert, um dahinter Fernando Alonso auf Bestzeitjagd zu stoppen, wurde daraufhin vom ersten auf den letzten Startplatz strafversetzt –, über Rosberg urteilen wollten die meisten Piloten nicht. "Ich habe es ja nicht gesehen. Was soll ich also dazu sagen", meinte Alonso, natürlich als Erster darauf angesprochen. Lediglich Ex-Formel-1-Pilot und ORF-Co-Kommentator Alex Wurz sagte kryptisch: "Sehr clever gemacht von Nico. Die einzige Sprache, die Hamilton versteht."

Damit starten heute abermals beide Mercedes aus der Poleposition. Beide Red Bull stehen in Reihe zwei, wobei Youngster Daniel Ricciardo im entscheidenden Moment eineinhalb Zehntel schneller als Weltmeister Sebastian Vettel war. Dahinter lauern die beiden Ferrari. Überraschungsmoment des Qualifyings: Beide Autos von der Red-Bull-Fialiale Toro Rosso fuhren unter den Top 10 mit, der junge Russe Daniil Kwyat steht in seinem ersten Monaco-Rennen auf Startplatz neun.