E s ist ein prächtiger Frühsommertag in Barcelona. Mit etwas über 25 Grad und kaum einem Wölkchen auf dem Himmel. Fernando Alonso schaut dennoch wie sieben Tage Regenwetter unter seinem tief ins Gesicht gezogenen, brettebenen Kappenschild heraus. "Das Auto ist, wie es ist", sagt Alonso knurrend auf eine Frage, die zwischen die Zeilen seiner jüngsten Kommentare hineindichten will, dass er sich selbst in einer weit besseren Verfassung sehe, als es das heurige Ferrari-Modell ist.

"Wir sind momentan nicht in der Position, um einen der drei Plätze auf dem Podium mitfahren zu können", sagt Alonso, trotz Rang drei beim letzten Grand Prix in China. Und vor einem eher traurigen, kleinen Jubiläum beim Europa-Auftakt an diesem Wochenende in Spanien. Vor genau einem Jahr haben Ferrari und Alonso bei dessen Heimrennen auf dem "Circuit de Catalunya" zum letzten Mal gewonnen. "Es funktioniert eben nicht von einem Rennen zum anderen", sagt Alonso kryptisch.

Die Chaos-Zeiten

Fast Symbolkraft hat es, wie Ferrari-Chef Luca di Montezemolo vor dreieinhalb Wochen Hals über Kopf seinen Teamchef ausgetauscht hat. Und mit Marco Mattiacci (43) einem Mann den Traditionsrennstall in die Hand drückte, der zuvor noch nie etwas mit der Formel 1 zu tun gehabt hat. Über ein "Grande Casino" sprechen die Italiener blumig von derartigen Zuständen bei Ferrari. Sie erinnern frappant an die Chaos-Zeiten nach Enzo Ferraris Tod Ende der 80er-Jahre, als Ferrari in fünf Jahren fünf Teamchefs verschlissen hat.

Mehr als zwei Jahrzehnte war Ferrari damals, zwischen Jody Scheckter 1979 und Michael Schumacher im Jahr 2000, nicht Weltmeister. Und inzwischen liegt der letzte Ferrari-Titel auch schon wieder fast sieben Jahre zurück. Als ausgerechnet Kimi Räikkönen 2007 das "Schumi-Erbe" noch standesgemäß verwaltet hat. Heuer hat Ferrari den wortkargen Finnen noch einmal zurückgeholt. Die Sprengkraft, die das Duo Alonso und Räikkönen in sich birgt, aber offenbar unterschätzend.

Eine Dienstanweisung

Denn Ferrari scheint mehr denn je eine zerworfene Ansammlung von Werks-Politikern und Egomanen zu sein. Zwei Blöcke stehen sich gegenüber, auf der einen Seite die Italiener-Fraktion inklusive Kimi Räikkönen, auf der anderen Seite Fernando Alonso, in noch keinem seiner bisherigen Rennställe um rasend viel Harmonie und Diplomatie bemüht. Kein Wunder, dass Luca di Montezemolo auch seine beiden Piloten bereits in die Pflicht genommen hat. "Wir müssen alle zusammen intern schnellere Wege finden. Sonst ist das Jahr 2014 für uns bald vorbei", gibt Montezemolo als Art Dienstanweisung aus. Es klingt wie ein Hohn. Denn noch hat Ferrari den Weg aus der Sackgasse nicht gefunden.