Eigentlich würde ja alles zusammen passen, wenn Sebastian Vettel schon dieses Wochenende in Suzuka den vierten WM-Titel seiner Karriere sicher stellen würde. Die Strecke ist ein Kurs, den auch der Heppenheimer wegen seiner vielen anspruchsvollen Kurven liebt. Und dann die Begeisterung der japanischen Fans. Schon gestern tauchten sie in Scharen auf, viele auch in Vettel-Verkleidung, mit passendem Helm und Overall.

Ein paar Zeilen an Vettel

Sie lieben Vettel - und der liebt sie. Nicht nur, weil sie ihre Idole immer wieder mit Geschenken überhäufen: "Man muss ja nicht immer etwas Materielles geschenkt bekommen. Manchmal ist es schöner, wenn ein Fan einem ein paar Zeilen schreibt oder man sieht, dass sich die Leute einfach Mühe geben. Es ist schön, wenn sie sich mit einem identifizieren können."

Außerdem hat der Red-Bull-Pilot an Suzuka auch beste Erinnerungen - seinen zweiten Titel, den von 2011, sicherte er sich ja auch hier: "Und das alles ist noch ziemlich präsent - wenn auch vielleicht das Ende der Nacht damals dann nicht mehr so ganz", lacht er. Dennoch gibt er sich mit Blick auf die Aussicht, das Ereignis hier am Sonntag zu wiederholen, noch vorsichtig. "Unser Ziel ist es, die WM zu gewinnen, nicht die WM an einem bestimmten Ort zu gewinnen", betont er. "Ich wäre mehr als zufrieden, wenn wir überhaupt irgendwann etwas zu feiern haben. Wann und wo ist mir selbst nicht so wichtig."

Dass trotzdem sehr viele schon vom vorzeitigen Titelgewinn in Japan ausgehen, empfindet er als Kompliment. Aber: "Jedes Rennen ist harte Arbeit. Wenn man es da schleifen lässt, kommt früher oder später der Schlag ins Gesicht", mahnt Vettel. "Es liegt ja nicht nur an mir, auch an den anderen." Sein Vorsprung beträgt derzeit 77 Punkte, sollte er hier erneut gewinnen, muss Fernando Alonso mindestens Achter werden, um die Titelentscheidung hinaus zu schieben.

"Und das schaffte er normalerweise auch, deshalb glaube ich persönlich nicht, dass es hier schon passieren wird", meint Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Auch Vettel will die Konkurrenz nicht abschreiben. Vor allem nicht, wenn es um einzelne Rennsiege geht. "Singapur, als wir manchmal ein, zwei Sekunden pro Runde schneller waren als der Rest, war eine Ausnahme. Teilweise war es für uns knapper, als es ausgesehen hat." Gleiches hält er auch hier für möglich: "Wir versuchen, unser Bestes zu geben, die anderen aber mit Sicherheit auch. Dieses Jahr ist für uns bislang fast perfekt gelaufen, ich hatte nur einen Ausfall. Die anderen hatten es da schon schwieriger."

Verbesserte Qualifikation

Bei Red Bull selbst sieht Vettel noch lange keine Perfektion. "Wir sind noch nicht bei 100 Prozent", betont er. "Unser Ansporn besteht immer darin, es besser zu machen. Wenn man davon ausgeht, dass man bei 100 Prozent ist, kann man sich nicht mehr verbessern." Als Gründe für die jüngste Erfolgswelle macht er zwei Komponenten aus: das perfekte Verständnis seines Rennwagens sowie die verbesserte Performance in der Qualifikation. Vor allem dort hätte man zuletzt Stärke demonstriert. Aber alles kein Grund zum Ausruhen: "Man lebt ja nicht in der Vergangenheit. Man genießt mit Sicherheit den Moment an sich und die Momente danach, aber schaut dann wieder nach vorne."