Am Samstag Poleposition, Sonntag Grand-Prix-Sieger. Ist das noch so? Was gilt noch als Regel in der Formel 1? Auf welche Dinge kann sich der Fan nach dem mittlerweile undurchschaubaren Reifendilemma überhaupt noch verlassen? Auf ziemlich wenige. Eine Konstante zählt noch, sagen die, die es wissen müssen. Nämlich die Pole-Position, die beste Startposition, der Sieg im "Einzelzeitfahren" in Monaco.

Weil Überholen zwischen den klassischen Kurven von Sainte Devote oder Rascasse zwar nicht gänzlich unmöglich ist, aber es doch eines besonderen Fahrtalents und der Bereitschaft zu einem Initiation-Ritus zum Erwachsenwerden bedarf. Auch vielleicht deshalb haben es seit Anbeginn der Formel-1-Weltmeisterschaft nur zehn Piloten von hinteren Plätzen bis zum persönlichen Empfang in der Fürstenloge geschafft.

Problem erkannt

Der Favorit für die Poleposition ist Nico Rosberg. Er dominierte am Donnerstag im freien Training. Auf Augenhöhe folgte Teamkollege Lewis Hamilton, vor den Alonsos, vor den Webbers, Räikkönens und dem Rest der Welt.

Also Mercedes. Wieder auf Startplatz eins, um dann nach den ersten Runden durchgereicht zu werden. Mercedes-Chef Toto Wolff sieht es diesmal nicht so drastisch. "Wir sind schnell auf einer Runde, das wussten wir ja. Wir haben aber die Problematik eingrenzen und wohl auch ein bisschen beseitigen können", sagt der Österreicher. Im Klartext: Mercedes hat mit seinem Auto die Hinterräder derart rangenommen, dass sich die Pirellis schneller auflösten als bei der Konkurrenz. Und das soll laut Wolff in Monaco nicht mehr so sein. "Wir hoffen natürlich, vorne zu stehen, weil's mehr zählt hier. Aber ich glaube, dass Ferrari und Red Bull ein Wort mitreden werden." Niki Lauda, Aufsichtsrat-Chef des Mercedes-Formel-1-Teams, geht davon aus, dass die Poleposition zwar viel bringt, aber sie "zum Sieg diesmal nicht gleich reichen wird." Weil der Härtegrad des Reifengummis auch für Lauda in Monaco das große Thema am Kai des Jachthafens ist.

Luft nach oben

Für Sebastian Vettel, er kam am Donnerstag nicht über Platz neun hinaus, ist dennoch Luft nach oben. "Alles in allem war es nicht ideal. Die Reifen sind nicht objektiv einschätzbar. Sie verhalten sich je nach Strecke anders", bloggt der Sieger von 2011 auf der Red-Bull-Homepage. "Wir haben am Donnerstag viel umgebaut. Gereicht hat es nicht. Im freien Samstag-Training müssen wir den richtigen Schuss für das Qualifying finden." Aber ausgerechnet zum Qualifying könnte es in Monaco regnen. Dann zählen überhaupt keine Konstanten. Da können die 22 Piloten ihre Jetons gleich im Casino auf "Zero" setzen.