Fernando Alonso war noch gar nicht richtig vom Podium gestiegen, da saßen im zweiten Stockwerk der "Energy Station", dem Red-Bull-Wohnsitz an der Rennstrecke, bereits Hausherr Dietrich Mateschitz und Bernie Ecclestone an einem Tisch. Die Luft dürfte eine dicke, die Stimmung aufgeladen gewesen sein. Lange Zeit diskutierten die beiden angeregt. Dann hetzte Sebastian Vettel, zwei, drei Stufen auf einmal nehmend, hinauf. Wenig später gesellten sich Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko und Teamchef Christian Horner auch noch zur Runde. Mateschitz (siehe unten, "Drei Fragen an . . ."), traditionell für ein paar Stunden in Barcelona und schon länger heftiger Kritiker der Reifensituation, war endgültig der Kragen geplatzt.

Reifen ruiniert ...

Auch das fünfte Saisonrennen, der Europa-Auftakt der Formel 1, war wieder zum Reifen-Chaos verkommen. Bereits während der vierten (!) Runde wurde Nico Rosberg, von der Poleposition gestartet, per Funk gewarnt, dass sein linker Hinterreifen eine viel zu hohe Temperatur von 117 Grad erreicht habe und sich aufzulösen beginne.

In der Folge wurden die beiden Mercedes aus der ersten Startreihe nach hinten "durchgereicht". Rosberg rettete mit Ach und Krach Platz sechs. Lewis Hamilton wurde sogar überrundet und am Ende Zwölfter. Sebastian Vettel hatte auf der Ziellinie fast 40 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Und alles in allem waren nicht weniger als 77 (!) Boxenstopps inklusive Reifentausch notwendig.

... Flagge gezeigt

"Wir haben ein Top-Auto. Wir haben zwei Top-Piloten. Und dann kommt ein derartiges Ergebnis heraus", sagte Helmut Marko verärgert. Bei Red Bull muss inzwischen sogar das Chassis und damit die gesamte Aerodynamik des Rennautos adaptiert werden, damit "es die Reifen verkraften", so Marko. Und auch Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger schüttelte nur noch den Kopf. "Für den Zuschauer ist so ein Rennen sehr mühsam." Laut Berger werde sich das Problem aber bald erledigen. "Den Imageschaden, der dadurch entsteht, wird sich Pirelli nicht leisten können."

Aber nachdem die Formel 1 offenbar keine anderen Sorgen hat, wurden Fernando Alonso und ein Ferrari-Verantwortlicher schriftlich zu den Stewards des Automobilweltverbandes FIA zitiert. Alonso, zum dritten Mal nach Barcelona 2006 und Valencia im Vorjahr, Sieger eines Heimrennens, hat sich auf der Ehrenrunde eine spanische Flagge von einem Streckenposten geschnappt. Laut Reglement ist das streng untersagt.