In Singapur musste Sebastian Vettel drei Stunden um seinen Sieg zittern, jetzt in Suzuka über drei Stunden um seine Pole-position. WM-Leader Fernando Alonso, der nur als Sechster ins Rennen starten wird, hatte sich beschwert - wieder einmal: Vettel habe ihn in der letzten Schikane aufgehalten. Am Ende sprachen die Kommissare des Automobil-Weltverbandes FIA eine Verwarnung aus.

Alles nur Taktik?

Hinter dem Ganzen steckt natürlich Taktik. Die Tendenz bei der FIA, im Moment alles und jeden zu untersuchen, wird vielfach genutzt, um sich immer wieder Vorteile zu verschaffen. Allen voran von Ferrari, wo man offenbar merkt, im WM-Finale dem Speed von Red Bull nichts mehr entgegen setzen zu können. Alonso hatte es ja mit seinem lautstarken Gemeckere schon in Monza geschafft, dass Vettel eine Strafe aufgebrummt bekam, als der Spanier bei einem etwas gewagten Überholversuch leicht neben die Strecke geriet, angeblich von Vettel "abgedrängt" ...

In Singapur versuchte es auch McLaren-Pilot Jenson Button mit einer Schimpftirade, nachdem er am Ende der Safety-Car-Phase Vettel fast ins Heck gekracht wäre. "Sebastian hat beim Aufwärmen der Reifen völlig unberechenbar und viel zu hart gebremst." Button erreichte zumindest eine ewig dauerende Untersuchung, bis sich die Vorwürfe in Luft auflösten.

Neben der grundsätzlichen Problematik, das Strafensystem, das ja eigentlich geschaffen wurde, um für Sicherheit zu sorgen, zu politischen Zwecken zu missbrauchen, kommt noch ein zweiter Kritikpunkt dazu: Die jeweiligen Entscheidungen fallen von Rennen zu Rennen manchmal äußerst unterschiedlich aus - abhängig zumeist auch davon, wer gerade im Gremium der Kommissare sitzt.

Unabhängigkeit?

"Ich sage ja schon ewig, dass wir da permanente Leute bräuchten, nicht jedes Mal andere", meint etwa Alex Wurz, der im letzten Jahr mehrmals unter den Kommissaren agierte, sich jetzt aber zurückzog, "weil das mit meiner Beraterfunktion bei Williams nicht vereinbar ist." Die FIA selbst ist mit Blick auf "neutrale" Besetzungen nicht so pingelig. In Monza etwa, als Vettel bestraft wurde, saßen im vierköpfigen Gremium zwei Italiener und ein Spanier - kein Schaden für Ferrari und Alonso ...

Erstaunlich ist auch, dass dort, wo es wirklich um Sicherheit geht, oft nicht so genau hingeschaut wird. Dass hier in Suzuka im Qualifying einige Fahrer - darunter auch Alonso und Sauber-Pilot Kobayashi - nach dem Räikkönen-Abflug unter Gelber Flagge ihre jeweiligen Sektor-Bestzeiten verbesserten, wurde zumindest offiziell nie untersucht. Die Red Bull-Piloten Vettel und Webber hingegen hatten angesichts von "Gelb" wirklich langsam gemacht und ihre jeweiligen Runden abgebrochen.