Langsam aber sicher wird Suzuka zum Wohnzimmer von Sebastian Vettel. So glücklich wie an diesem Sonntagabend, an dem Ort, wo er letztes Jahr den WM-Titel gewann und 2009 und 2010 bereits ganz oben auf dem Podium stand, sah man den Weltmeister schon lange nicht mehr. Auch nicht, als ihn die Fans im Fahrerlager nach dem Rennen heftig bedrängten, sein Weg zur Red Bull-Hospitality fast gefährlich wurde, weil ihn die begeisterten Japaner in ihrer Euphorie fast umwarfen und auch noch ein fahrender Lkw bedrohlich nahe kam: "Aber gerade diese Begeisterung, diese Stimmung macht es ja hier so toll. Ich liebe diese Strecke wirklich, sie gibt mir unglaublich viel."

Der Heppenheimer hatte auch allen Grund zur Freude: Nicht nur, dass er mit einem unglaublich souveränen Sieg, dem dritten in dieser Saison, dem zweiten hintereinander nach Singapur, in der WM auf vier Punkte auf den diesmal in der ersten Runde ausgeschiedenen Fernando Alonso herankam und die Weltmeisterschaft damit wieder komplett offen ist. Nein, er hatte noch mehr Grund zu jubeln: "So gut wie hier war das Auto in dieser Saison noch nie", konnte er begeistert feststellen - wofür er sich auch enthusiastisch beim Team bedankte: "53 Runden lang einfach perfekt - das ist unglaublich." Noch vor der Siegerehrung bekam dann seine "Abbey", wie ja das diesjährige Modell getauft wurde, auch prompt noch ein paar zärtliche Streicheleinheiten, ehe sich Vettel danach die einzige Unsicherheit des Tages leistete. Auf der Pressekonferenz wurde er gefragt, ob er wisse, was er mit Juan-Manuel Fangio, dem fünfmaligen legendären Weltmeister aus den 50er-Jahren gemeinsam habe und musste passen. Die Aufklärung folgte sofort: Die Anzahl der Siege - 24.

Schlimmes zu befürchten

Dass das schon im nächsten Rennen in einer Woche in Korea gelingen wird, darauf wollte Vettel sich trotz der extremen Dominanz in Japan noch nicht festlegen: "Jede Strecke ist anders, Korea hat eine ganz andere Charakteristik." So wie er in Suzuka allerdings seine Gegner förmlich deklassierte, müssen die Schlimmes befürchten. Gut, Fernando Alonso schied nach einem Schubser von Kimi Räikkönen bereits am Start aus. Aber sowohl Felipe Massa im Ferrari als Zweiter als auch der frenetisch gefeierte Dritte Kamui Kobayashi im Sauber noch die beiden McLaren-Fahrer Jenson Button und Lewis Hamilton hatten nicht den Hauch einer Chance gegen Vettel. Und so kommentierte auch Experte Christian Danner: "Red Bull hat hier einen so großen Sprung gemacht, das Auto war so unglaublich gut, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass da Ferrari wieder drankommt."