Titelverteidiger Sebastian Vettel im Red Bull und Ferrari-Star Fernando Alonso liegen nach einem Saisonviertel gleichauf. Prognosen für den weiteren Verlauf sind nach dem bisher Gesehenen unzulässig. In eineinhalb Wochen geht es zum Klassiker nach Monte Carlo. "Wir wissen nicht einmal, ob wir gewinnen oder die WM-Punkte verpassen", betonte Alonso. "Damit sind wir nicht alleine." Die Funktionsweise der Pirelli-Reifen ist selbst den technisch hochgerüsteten Topteams ein Rätsel. Das eröffnet auch 100:1-Außenseitern wie Maldonado im Williams eine Chance. "Die lustigste WM überhaupt", schrieb die spanische Sportzeitung "Marca" am Montag auf der Titelseite.

"Es ist für alle im Moment schwierig"

Der Zufallsfaktor verzerrt das wahre Kräfteverhältnis. Daher werde Konstanz die WM entscheiden, meinte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko. "Wir müssen möglichst immer punkten", erklärte der Steirer. Nach dem schwächsten Rennergebnis seit einem Doppelausfall 2010 in Südkorea wollen die Bullen in Monaco wieder auf das Podest. "Dafür schaut es nicht schlecht aus", versprach Marko. "Unser Auto ist heuer in langsamen Kurven gut." Im Vorjahr war es das noch überall. Die Reifen haben die Hackordnung durcheinandergewirbelt. McLaren hatte mit hohem Verschleiß zu kämpfen. Vettel fuhr nach einer Durchfahrtsstrafe immerhin noch auf Platz sechs nach vorne, ist ob der Achterbahnfahrt aber ebenso ratlos. "Es ist für alle im Moment schwierig, zu verstehen, was hier passiert", sagte der Deutsche, der mit Teamkollege Mark Webber und Teamchef Christian Horner am Montagabend (21.05 Uhr) bei ServusTV in Salzburg zu Gast ist.

"Wir führen immer noch die Fahrer- und die Konstrukteurs-WM an", beruhigte Horner. Alonso ist aber bereits gleichauf. Ferrari feierte dank zahlreicher neuer Teile am F2012, darunter einem neuen Unterboden samt Diffusor, eine kleine Auferstehung. "Dieser zweite Platz fühlt sich wie ein Sieg an. Er gibt uns Zuversicht für den Rest der Saison", erklärte Alonso. "Der Wolf kommt", titelte die "Marca". "Alonso ist schon da. Jetzt beginnt alles von vorne", ergänzte das Konkurrenzblatt "As". Alonso hofft nach einem schwierigen Saisonstart auf anhaltende Weiterentwicklung. "Mit einem Auto, das nicht konkurrenzfähig war, nach einem Viertel der WM gleichauf mit dem Spitzenreiter zu sein, darüber müssen wir sehr glücklich sein", erinnerte der Spanier. Der Lokalmatador in guter Form ist auch für die Zukunft des Rennens in Barcelona wichtig. Die katalanische Regionalregierung will es unbedingt halten und nicht alternierend mit Valencia austragen.

Verdient im Team zu sein

Trotz Wirtschaftskrise kamen am Sonntag mehr Zuschauer als im Vorjahr. Einen Strich durch die Rechnung machte den 81.600 nur Maldonado, der sich sensationell gegen ihren Liebling behauptete. "Er hat gezeigt, dass er es verdient hat, im Team zu sein", betonte Teamchef Frank Williams. "Mit oder ohne Geld." Maldonado war bisher als Bezahlfahrer verschrien, der nur dank der Millionen staatsnaher Betriebe aus Venezuela ein Cockpit hat - offensichtlich zu Unrecht. Der große Verlierer des verrückten Wochenendes war einmal mehr Mercedes-Pilot Michael Schumacher. Der 43-jährige Deutsche räumte Bruno Senna von der Strecke, schimpfte Maldonados Teamkollegen danach sogar noch einen "Idiot". "Strafe für Mecker-Rambo Schumi", titelte die "Bild"-Zeitung. Der Rekordweltmeister wird in Monaco fünf Startplätze zurückversetzt. Es war nicht der erste von ihm verursachte Unfall in dieser Saison. Schumacher hält erst bei zwei WM-Punkten.