Mit dem 19. Saisonsieg von Max Verstappen ging eine historische Formel-1-Saison in Abu Dhabi zu Ende. Red Bull Racing ließ 2024 die Muskeln spielen und fuhr gleich mehrere Rekorde ein. Auf der anderen Seite enttäuschten einige Teams und Fahrer aber nahezu auf ganzer Linie.

Top

Red Bull Racing und Max Verstappen: Überraschend ist es nicht, dass sich das Weltmeisterteam und der Champion unter den Tops der Saison wiederfinden. Dafür reicht einzig und alleine ein Blick in die Statistik: Verstappen hatte mit 290 Punkten Abstand auf den ersten Verfolger den größten Vorsprung in der Geschichte auf den Zweitplatzierten in der WM, seine 575 Zähler sind ebenfalls Top-Wert. Außerdem stellte der Niederländer mit zehn Siegen am Stück (Miami bis Italien – Mai bis September) einen neuen Bestwert auf, ebenso in Sachen Siegquote, mit 86,4 Prozent. Das alles war natürlich nur dank eines unglaublichen RB19 möglich, der auf allen Strecken funktionierte. 21 von 22 möglichen Siegen sprechen Bände, Red Bull Racing gilt es auch 2024 zu schlagen.

Fernando Alonso: Viele waren überrascht, als sich der Altmeister im Vorjahr für einen Wechsel von Alpine zu Aston Martin entschied. Manche Experten sprachen von einem klaren Rückschritt, waren die Briten zum Zeitpunkt der Bekanntgabe nur Nachzügler in der Formel 1. Das änderte sich im Winter radikal – auch dank der Mithilfe des Spaniers. Zu Saisonbeginn war Aston Martin zweitstärkste Kraft, kam nach einer schwierigen Phase zur Mitte des Jahres in den letzten Rennen wieder zurück ins Spitzenfeld. Alonso hatte seinen Teamkollegen Lance Stroll dabei immer im Griff und sorgte für spannende Szenen auf und abseits der Strecke. Einzig ein Sieg war dem 42-Jährigen in diesem Jahr nicht vergönnt.

McLaren: Während Aston Martin nach der Sommerpause einen Rückschritt hinlegte, kam McLaren erst richtig in Fahrt. Als schwächster Rennstall in die Saison gestartet, mauserten sich die „Papayas“ im Laufe des Jahres zum Bullen-Jäger Nummer eins. Die Entwicklung sorgte für Staunen am Grid, vor allem bei Mercedes und Ferrari, die plötzlich das Nachsehen hatten. Für viele zählt das Team mit dem Fahrerduo Lando Norris und Oscar Piastri zu den größten Herausforderern im kommenden Jahr, sollten 2024 auch die Startprobleme Geschichte sein. Mit etwas mehr Glück hätte schon in dieser Saison ein Rennsieg herausgeschaut, durch Oscar Piastri gab es immerhin einen Sprint-Erfolg (Katar).

Las Vegas: Skepsis und Kritik am Austragungsort prägten die Tage und Wochen vor dem Rennen in der Wüste von Nevada, vor allem nach dem Trainingsunfall von Carlos Sainz – Stichwort Kanaldeckel. Auch Weltmeister Max Verstappen äußerte sich kritisch über den Grand Prix in Las Vegas, musste nach seinem Rennsieg aber eingestehen, dass der Rundkurs durch die Straßen der Spieler-Metropole seinen Reiz hat. Es war das wohl spannendste und interessanteste Rennen der Saison, machte Lust auf mehr. Zwar gibt es in Sachen Zuschauer und Zeitplan noch jede Menge Verbesserungspotenzial, der Grand Prix sollte sich dennoch als echter Klassiker im Rennkalender etablieren.

Flops

Ferrari und Mercedes: Ein bzw. kein Rennsieg sind für die Größten der Branche ein vernichtendes Ergebnis, von dem auch ein spannender Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurswertung nicht hinwegtäuschen kann. Ferrari und Mercedes wollten Red Bull Racing 2023 endlich jagen, um Siege und Titel mitfahren. Die Scuderia hatte auf ein ganzes Rennen gesehen aber nie wirklich die Pace, um dies zu tun, während sich die „Silberpfeile“ mit dem langen Festhalten an ihrem Konzept ohne Seitenkästen selbst zurückwarfen. Der Rückstand auf das Weltmeisterteam war über weite Strecken der Saison eklatant, das muss sich 2024 ändern, will die Formel 1 wieder mit Spannung an der Spitze werben.

AlphaTauri: In seinem Abschiedsjahr hätte sich Teamchef Franz Tost vom B-Team der Bullen durchaus eine stärkere Saison verdient, war 2023 für AlphaTauri doch alles in allem eine Enttäuschung. Der Umgang mit Rookie Nyck de Vries, den man im Vorjahr noch als Sensationstransfer präsentierte, war alles andere als vorbildhaft. Nach der Rückkehr von Daniel Ricciardo ging es zwar etwas bergauf, der große Umschwung gelang aber auch mit dem Australier nicht. Einziger Lichtblick: Rookie Liam Lawson zeigte als Ersatzmann von Ricciardo auf und stellte sein Talent unter schwierigsten Bedingungen unter Beweis. 2024 muss sich aber einiges ändern, nicht nur Teamname und Führungsetage.

Logan Sargeant: Wie hart es für den US-Amerikaner in seiner ersten Formel-1-Saison war, zeigt sich alleine schon an der Tatsache, dass er als einziger Fahrer für 2024 noch keinen fixen Stammplatz hat. Williams-Teamchef James Vowles hat sich noch zu keiner Bestätigung hinreißen lassen, was selten ein gutes Zeichen ist. Einen einzigen Punkt sammelte Sargeant in Austin, bekam diesen aber erst nach Strafen für die Konkurrenz zugesprochen. Auch der Vergleich mit Teamkollege Alex Albon zeichnet ein verheerendes Bild: Albon sammelte 26 Punkte mehr und war in jedem Qualifying schneller. Schwer vorstellbar, dass sich der US-Amerikaner 2024 in der Startaufstellung wiederfindet.

Track Limits: Die Diskussionen über die aktuelle Track-Limits-Regel in der Formel 1 brannten vor allem beim Großen Preis von Österreich in Spielberg erneut auf. Beim Rennen in den obersteirischen Bergen wurden reihenweise Zeiten gestrichen, unter anderem jene von Sergio Perez im Qualifying. Penibel ahndete die Rennleitung jedes Vergehen, teilweise Stunden nach Rennende. Eine nervenaufreibende Prozedur, die der Motorsport-Königsklasse unwürdig ist. An Änderungen wird nach lauter Kritik bereits gearbeitet. Während manche auf neueste Technik und KI-Unterstützung setzen, fordern andere wieder die Rückkehr des Kiesbetts an die Strecke als natürliche Begrenzung.