Er zählte vergangene Saison lange Zeit zu den heißesten Titelanwärtern im Deutschen-Tourenwagen-Masters. Ausgerechnet in Spielberg geriet der Motor bei Lucas Auer sprichwörtlich ins Stocken. „Da hat uns generell der Speed gefehlt und die DTM verzeiht nun mal keine Fehler.“ Der Traum des DTM-Champions zerplatzte wie eine Seifenblase. In seiner „Alles oder Nichts“-Saison geht’s bei Null wieder los. Die Tatsache, dass sich Mercedes kommendes Jahr aus der DTM zurückzieht, macht für Hockenheim-Titelverteidiger Auer keinen Unterschied.

Eine ausschlaggebende Rolle wird die reduzierte Aerodynamik spielen, „da du deutlich weniger Grip hast. Es ist zwar noch DTM-Style, aber dennoch einer neuer. So steht das Können des Fahrers noch mehr im Mittelpunkt. Die Bremspunkte werden früher sein, du kannst früher reinstechen und die Überholmanöver werden noch spektakulärer“. Der Fokus in der Vorbereitung lag beim 23-Jährigen auf den Reifen. „Das Ziel ist es, dass das Setup, der Reifen und ich eins werden, sprich dass wir über den Qualirun und die ganze Renndistanz eine richtig gute Base haben.“

Und da der Neffe DTM-Boss Gerhard Berger nichts gern dem Zufall überlässt, hat er seit sechs Jahren mit dem ehemaligen Skicrosser Markus Wittner einen Mann an seiner Seite, der weit mehr als nur ein Trainer ist. „Wir reisen oft zusammen und wir kennen uns inzwischen in- und auswendig. Durch die neue Kooperation mit Dr. Günther Beck und 'Villa Vitalis' stehen uns jetzt noch mehr Mittel zur Verfügung. Bei ihnen wird Gesundheit, Ernährung und Regeneration groß geschrieben. Es ist kein typisches Sponsoring, sondern eben eine Kooperation von der wir enorm profitieren. Das Körperliche spielt im Motorsport ja eine extrem wichtige Rolle.“

25 Jahre ist es übrigens her, als zum letzten Mal zwei Österreicher in der DTM am Start standen. Heuer bekommt Auer mit Philipp Eng rot-weiß-rote Unterstützung. Die Ausgangslage könnte unterschiedlicher nicht sein. Während der Kufsteiner in seine vierte DTM-Saison geht, feiert Eng im BMW sein Debüt in der populärsten Tourenwagen-Meisterschaft.

Der 28-Jährige bezeichnet den Einstieg als für ihn perfekten Zeitpunkt und erklärt weshalb: „Das Auto unterscheidet sich stark zum Vorjahr. Der reduzierte Abtrieb ist deutlich spürbar und das kommt mir entgegen, da es dem GT-Auto mehr ähnelt.“ Mercedes-Konkurrent Auer weiß um die Stärken seines Landsmannes: „Er war in all seinen Klassen erfolgreich, bringt Routine mit. Ich bin sicher, dass er es richtig fliegen lassen wird.“ Eng spricht das freundschaftliche Verhältnis zum Tiroler an, doch ab einem bestimmten Punkt ist Schluss mit lustig:

Dem Saisonauftakt blickt Eng mit Vorfreude entgegen. "Unter den BMWs war ich gut dabei, da brauch ich mich keineswegs verstecken. Wenn ich in Richtung Top fünf fahre, wäre das ein guter Beginn“, verrät der Salzburger, der auf eine 20-jährige Motorsporterfahrung zurückblicken kann. „Ich bin in den letzten sechs Jahren viele verschiedene Autos gefahren und ich denke, dass mir das zugute kommen könnte.“ Der Druck des „Rookie“-Status hinterlässt nicht wirklich Spuren. „Rene Rast hat letztes Jahr als Rookie die Latte zwar echt hoch gelegt, aber mein Ziel ist es, so viel wie möglich zu lernen und mich ans neue Umfeld anzupassen.“

Doch für Eng ist nicht nur das Auto neu, sondern der Salzburger steht ab sofort noch mehr in der Öffentlichkeit. Egal ob Briefings, Vorbereitungen oder Medientermine – die Tage sind strikt geregelt. „Da muss ich mich herantasten, doch sobald ich bin Auto sitze muss ich versuchen komplett abzuschalten, mich aus Wesentliche zu konzentrieren und das Maximum herausholen.“

In den ersten Wochen der Vorbereitung wurde Eng von Neuheiten nur so überrannt, doch genau dieser Umstand stimmt ihn äußerst positiv: „Man darf nie vergessen, dass die Zeitabstände so extrem eng sind, da kommt es auf jedes Tausendstel an. Aber ich bin von meinem Team perfekt vorbereitet worden. Die Zeit war sehr intensiv."