Ferrari-Chefstratege Luca Baldisserri konnte "die Enttäuschung schwer in Worte fassen". Und Stefano Domenicali, der Erbe von Jean Todt und seit heuer Teamchef bei Ferrari, sprach von einem "schwarzen Sonntag". Womit er aber nicht die stockdunkle Nacht abseits der von 1500 Lampen ausgeleuchteten Rennstrecke meinte.

Doppelnull. Felipe Massa war von der Poleposition gestartet und in Führung gelegen, hatte seinen sechsten Saisonsieg vor Augen und hätte in der WM-Wertung Lewis Hamilton um drei, vier Punkte überholen können. Stattdessen warf Massa eine hochnotpeinliche Panne an der Ferrari-Box ans Ende des Rennens und nun sieben WM-Zähler hinter Hamilton zurück. Und Weltmeister Kimi Räikkönen zerknitterte seinen Ferrari, unterwegs aufs Podium, an einer Betonwand.

Kein Lollipop. Was war, während das Safety-Car nach dem schweren Unfall von Nelson Piquet jr. das Rennen hinter sich aufgefädelt hatte, genau passiert? Als die zu Beginn einer jeweiligen Safety-Car-Phase gesperrte Boxengasse von Rennleiter Charlie Whiting per Ampellicht wieder geöffnet wurde, kam Felipe Massa als einer der Ersten zum Tankstopp. Als einziges Team verzichtet Ferrari dabei auf den so genannten "Lollipop-Mann". Das ist jener Mechaniker, der den Piloten mittels einer Tafel signalisiert, wann Reifenwechsel und Tankvorgang abgeschlossen sind und sie wieder losfahren können. Bei Ferrari funktioniert das mit einem modernen Ampelsystem.

Mit Tankschlauch unterwegs. Oder es funktioniert auch nicht. Normalerweise ist die Ampel mit einer Automatik an die Tankanlage gekoppelt, in Singapur wurde sie händisch bedient. Jener Mechaniker, der den Ablauf des gesamten Stopps koordiniert und überwacht, legte den Knopf Sekundenbruchteile zu früh auf Grün um - und Massa stieg aufs Gas. Der Tankschlauch steckte noch am Ferrari, wurde aus der Anlage gerissen und von Massa hinterher geschleift. Erst am Ende der Boxengasse blieb er stehen, Mechaniker liefen nach und benötigten fast eineinhalb Minuten, den defekten Schlauch vom Auto los zu rütteln.

Reifenpanne. Später hatte Felipe Massa auch noch eine Reifenpanne, musst zum zweiten Stopp wieder früher als geplant an die Box. Seine Mechaniker-Crew nahm er trotzdem in Schutz. "Es war menschliches Versagen, aber Menschen machen eben Fehler." Und im WM-Kampf gedenkt er vor den letzten drei Saisonrennen in Japan, China und Brasilien keinesfalls aufzustecken. "Es sind noch immer 30 Punkte zu vergeben. Da kann eine Menge passieren."