Vor einigen Jahren, gleich zu Beginn des großen Alonso-Hype in Spanien, haben die Betreiber des Circuit de Catalunya die Haupttribüne bei Start und Ziel aufgestockt und schwungvoll überdacht. Und man konnte es kaum glauben: Es entstand dadurch eine Art Tunneleffekt. Die Druckverhältnisse waren plötzlich völlig anders, einmal hat es sogar einen Flügel heruntergerissen.

"Tunnel der Formel 1. Man bekommt den starren Blick, wenn man mit rund 300 durch den zweiten "Tunnel" der Formel 1 (neben Monte Carlo) fährt. Vor sich hin starrte auch Fernando Alonso bei der obligaten FIA-Pressekonferenz im Media-Center. Er schaut wie einer, dem die Saison schon wieder egal zu sein scheint und der lieber in eine andere Zukunft blickt. Mit dem außerplanmäßigen (weil verfrühten) Ausstieg aus seinem McLaren-Deal kam jetzt nur ein weiterer Abstieg. Weil er glaubt, mit Renault heuer nicht mehr gewinnen zu können. Jemand, der beim Tennis ins Netz beißt, wenn er verliert, kann sich mit einem zehnten Platz (zuletzt in Bahrain) nie zufrieden geben. Da kokettiert er lieber mit den Autos der Zukunft, mit Ferrari oder BMW.

Ausstiegsklausel. Er hat angeblich eine Ausstiegsklausel in seinem mit zuckersüßen 28 Millionen Dollar dotierten Vertrag, wonach er gehen kann, wenn Renault kein Siegerauto baut. Seine Wechselabsichten wurden zuletzt auch so laut, dass sich die Teamchefs von Ferrari und BMW des Friedens wegen sogar äußern mussten. "Keine Chance", meinte Luca di Montezemolo. "Wenn wir ein Siegerauto bauen, können auch Heidfeld oder Kubica Weltmeister werden", so Mario Theissen. Die Absagen ließen ihn kalt. "Die Aussage von Luca hat mich nicht überrascht. Kein Kommentar", meinte er in Spanien nur.

Von Lustlosigkeit auf Langeweile. Es soll ja mit den neuen Flossen und Flügeln besser gehen. Gerade in Barcelona, auf der aerodynamisch so anspruchsvollen Strecke. Die Red-Bull-Kopie als Motorabdeckung ist nicht schlecht, "einen kleinen Schritt nach vorne haben wir gemacht" (Alonso), "aber ein Platz auf dem Podium wird am Sonntag nicht drinnen sein", frustet Alonso weiter. Immerhin war er letzte Woche bei den Tests der Schnellste, gestern in den Top Five. Seine Landsleute halten weiter zu ihm (der GP von Valencia am 24. August ist bereits jetzt ausverkauft), jubeln, wenn er aus dem Auto klettert. Und für die Fans hat er den Blick etwas geändert. Von Lustlosigkeit auf Langeweile umgeschaltet.