Der Konferenzsaal war abgedunkelt und empfindlich herunter klimatisiert. Artig aufgereiht wie drei Schuljungen saßen vorne Felipe Massa, Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Ihre immer noch verschwitzten Gesichter glänzten im Licht von drei grellen Scheinwerfern. Die Fragen waren zuerst die üblich monotonen. Reifenmischungen, Renntaktik, Boxenstopps. Lewis Hamilton saß dabei, als würde er immer schon hier sitzen. Und nicht wie einer, der gerade erst Formel-1-Geschichte geschrieben hat. Lewis Hamilton ist seit gestern der jüngste Spitzenreiter in der Formel-1-Weltmeisterschaft, den es je gegeben hat.

22 Jahre, 126 Tage. Vier Grand Prix ist Hamilton erst gefahren. Beim Saisonstart in Melbourne ist er auf Platz drei und als jüngster so genannter "Rookie" in seinem ersten Rennen bereits aufs Podium gefahren. In Malaysia, Bahrain und gestern in Barcelona ist Hamilton drei Mal hintereinander Zweiter geworden. Mit 22 Jahren und 126 Tagen hat er damit die WM-Führung übernommen. 35 Tage früher als einstmals Bruce McLaren im Februar 1960 mit seinem Sieg in Buenos Aires.

Großartiges Gefühl. Ob es nicht ein großartiges Gefühl sei, war die erste, wenig einfallsreiche Frage der Pressekonferenz. "Ja, ist es." Was hätte Hamilton auch sagen sollen? "Wir haben schließlich so viele Jahre darauf hin gearbeitet, meine ganze Familie und ich." Ob ihn das nun bestärkt, vielleicht sogar Weltmeister werden zu können? "Ich versuche möglichst viele Punkte zu sammeln", drückte er sich vor einer Prognose.

Formel Austria. Kein Wunder. Mit einem Harakiri in der zweiten Kurve und seinem zweiten Sieg hintereinander lauert Felipe Massa (Ferrari) ebenso wie Alonso, vor 145.000 Fans gestern nur Dritter, im Windschatten von Hamilton. Und die "Formel Austria"? Alex Wurz in Runde eins nach Auffahrunfall bei Ralf Schumacher out. Beide Toro Rosso (Speed, Liuzzi) out. Mark Webber out. Aber David Coulthard holte als starker Fünfter endlich die ersten vier WM-Punkte für Red Bull Racing.