Mit welchen Erwartungen und Zielen gehen sie 2011 nach Le Mans?

Wurz: "Mit sehr hohen Erwartungen, weil ich in einem Auto sitze, mit dem man gewinnen kann. Es wird wie immer ein hartes Rennen, aber ich will gewinnen."

Ist ihr Peugeot-Team nach dem Sieg in Spa Favorit?

Wurz: "Naja. Die Audis waren im Zeittraining schneller, hatten im Rennen aber Probleme an der Hinterachse und damit mit den Reifen. Das war meine Chance, vorbeizukommen und den Sack zuzumachen. Le Mans ist viel weniger aggressiv an der Hinterachse, die Audis haben dort sicher weniger Probleme. Sie sind schneller auf den Geraden, dafür verbrauchen sie etwas mehr Sprit."

Was ist das Besondere an Le Mans?

Wurz: "Le Mans gewinnt man nicht, Le Mans lässt einen gewinnen. Man muss ein schnelles und standfestes Auto haben, aber das Rennen hat schon andere Geschichten geschrieben. Man ist von vielen Faktoren abhängig. Als Team muss man zu dritt schneller und vor allem cleverer sein. Man muss die Ruhe bewahren und vor allem Vertrauen zueinander haben. 24-Stunden-Rennen sind auch eine pädagogische Aufgabe. Soft Skills sind das Zünglein an der Waage. Man muss teamfähig sein."

2011 gibt es offenbar drastische Leistungsreduzierungen. Warum?

Wurz: "Aus Sicherheitsgründen. Es sind sicher 200 PS weniger, also auf etwa 600 PS. Der Grund ist, dass wir vergangenes Jahr schneller gefahren sind als damals die mit den 1.200-PS-Monstern und ohne Schikanen. Das haben wir nur in den Kurven wettgemacht. Man hatte Sorgen wegen der Fliehkräfte, die in den Kurven bei uns größer waren als in der Formel 1. Mir gefiel's zwar, aber die Veranstalter haben lieber gebremst. Wir werden deshalb fünf, sechs Sekunden langsamer sein, das ist auf 13 Kilometer aber nicht so drastisch. Das sind immer noch fantastische, coole, heroische, schnelle Autos."

Le Mans ist und bleibt aber nach wie vor eine höchst gefährliche Angelegenheit, oder?

Wurz: "Einfach, weil wir sauschnell fahren. Der Durchschnittsspeed ist höher als das schnellste Formel-1-Rennen. Er liegt bei 230 km/hund das auf 24 Stunden."

Monaco, Indianapolis und Le Mans sind die drei ganz großen Preise im Motorsport. Was bedeutet ein Sieg in Le Mans?

Wurz: "Das ist so eine Art Ritterschlag. Es ist eines der ältesten Traditionsrennen und es ist brutal hart. Ein Kampf Mann und Maschine gegen Standfestigkeit, Ermüdung und jede Menge fantastischer Kollegen. Für mich ist es zudem so speziell, weil ich so ein verdammt großer Steve-McQueen-Fan bin und wenn du dorthin kommst, fühlst du dich ein bisschen wie McQueen. Indianapolis wollte ich zwar auch immer einmal fahren. Ich bleibe aber Le Mans treu, bevor ich den Helm an den Nagel hänge."