Vor dem Einsteigen sollst du ein Grinsen im Gesicht haben. Und beim Aussteigen auch wieder." Das ist die Einleitung und der wichtigste Satz, den Hannes Arch seinem Passagier auf den Weg gibt. Hannes Arch - Steirer, Kunstflieger, Air-Race-Pilot und an diesem Tag Pilot einer zweisitzigen Maschine, die für einen Kunstflug bereit steht. Mit mir als Passagier. Ich bin am Salzburger Flughafen zwischen den beiden Hangar 7 und Hangar 8 und der Kunstflugpilot gibt weitere Tipps. "Wenn die G-Kräfte kommen, spann' die Muskeln an. Und wenn wir kopfüber fliegen, dann entspann' dich und genieß' die Aussicht", erklärt der Pilot, während ich einen Fallschirm anschalle. Angeblich nur, weil es mit ihm bequemer ist. Ich will der Begründung glauben. Vertrauen in den Piloten soll ja wichtig sein.

Arch bekommt dennötigen Vertrauensvorschuss, immerhin sind die beiden Fluggäste vor mir zwar sehr bleich, aber heil zurückgekommen. Ich klettere ins kleine Flugzeug. Arch schnallt mich mit vielen Sicherheitsgurten an und erklärt mir, dass ich das Sackerl neben mir unbedingt früh genug verwenden soll, falls es mir schlecht werden sollte. Da setze ich mir mein Ziel: Das Sackerl wird nicht benutzt! Arch startet den 300 PS starken Motor, das gesamte Flugzeug vibriert, der Gashebel neben mir bewegt sich nach vorne und nach wenigen Metern heben wir ab. Aus dem Rundflug über Salzburg wird nichts, Arch meint: "Nimm den Steuerhebel und probier einmal, was passiert". Ich probiere - der Flieger reagiert auf die kleinste Bewegung. Dann soll ich den Hebel nach vorne drücken. "Vertrauen sollst du haben", denke ich und drücke. Wir rasen auf den Boden zu. "Und, was machen wir jetzt?", will Arch wissen. Ich weiß es nicht. Ebenso wenig weiß ich, wo oben und unten ist. Das Vertrauen in den Piloten erweist sich als richtig, Arch zieht den Flieger nach oben, dreht ihn in die richtige Position und endlich sehe ich ihn wieder, den Horizont. Und meine Chance, diesen Wahnsinn zu überleben.

"Lass das Steuer los!"

Arch meint: "Ich mach jetzt einen kleinen Looping, lass das Steuer los!" Mich drückt es in den Sitz, dann hänge ich im Gurt und wieder drückt es noch stärker in den Sitz. Irgendwie sensationell. Arch will ein bisschen "Top Gun" spielen, dreht das Flugzeug kopfüber und fliegt viel zu knapp über einen Bergrücken, dreht um und fliegt wieder im Tiefflug über den Bergrücken zurück. Als netten Abschluss des Manövers dreht er das Flugzeug wieder auf den Kopf meint: "Entspann' dich und genieß' die Aussicht". Dann höre ich aus dem Kopfhörer: "Wir fliegen jetzt noch kerzengerade nach oben." Mir ist längst sehr mulmig im Magen, mich drückt es wieder in den Sitz und ein Blick nach links bestätigt: Der Horizont steht irgendwie falsch.

Mein Ziel, das Sackerl nicht zu benützen, entfernt sich langsam, ich sage das dem tollkühnen Mann und plötzlich machen wir einen netten Frühsommer-Aussichtsflug. Mein Magen beruhigt sich wieder. Plötzlich drehen wir uns, es drückt mich nach oben, nach unten, nach links und nach rechts, überall hin: Ich fühle mich beim "Vorwärts Tumble" wie in einer Waschmaschine, mein Magen übrigens auch.

Es war die letzte Figur, wir landen bald butterweich. Archs Vorgabe ist erfüllt: Ich habe ein Grinsen im Gesicht. Und auch mein mein Ziel ist erreicht: das Sackerl blieb unbenützt. Aber noch einmal mach' ich das nicht!