Es brauchte zwei Männer, um den Ergometer festzuhalten, als Ben Blood in die Pedale getreten hat. Die Werte des US-Mannes (32) unterliegen dem Datenschutz, aber so viel sei verraten: Für eine Flex hätten seine 20 Sekunden Vollgas gereicht. Der "Wingate-Test" war nur einer von vielen, die die Spieler der 99ers absolvieren mussten, ehe sie das Eistraining aufnehmen. Die Sportwissenschaften Ben Pesendorfer und Stefan Rinnerhofer (Sportpark Athletik) haben mit 99ers-Haupttherapeut Peter Protas eine Testbatterie im Sportpark Hüttenbrennergasse aufgebaut.

Mit der Serie aus Kraft-, Sprung- und Recovery-Tests sowie dem Wingate und einer Spiroergometrie wurde der physische Ist-Zustand ermittelt. Heimgeschickt werden muss heuer wohl wieder keiner – die Hausaufgaben wurden offenbar erledigt. "Generell machen alle einen guten Eindruck", sagt Protas, "wir haben jetzt aber auch noch Zeit, um Spieler auf den richtigen Weg zu bringen." Die Werte sind auch die Basis für die kommende Trainingssteuerung. Pesendorfer zeichnet da gestalterisch hauptverantwortlich für den Kraftteil, Rinnerhofer für die Ausdauer. Protas wird ständig bei der Mannschaft sein und auch wenn die Zahlen nicht lügen, "ist das Gespür sehr wichtig. Die Spieler sind Vollprofis und geben immer 100 Prozent, aber auch die mentale Komponente ist extrem wichtig", sagt Protas. Daher sucht der gesamte Trainerstab immer wieder das Gespräch mit den Cracks.

Die Werte alleine sind für Pesendorfer nicht der Schlüssel: "Nur wenn man die Zahlen auch richtig interpretiert, dann lügen sie einen wirklich nicht an. Beim Interpretieren kommt es darauf an, das große Gesamtbild zu sehen und alle Faktoren miteinzubeziehen – vom Potenzial des Spielers, über die Phase der Meisterschaft bis zu den Regenerationswerten."

Wichtig ist es, innerhalb der Saison ein permanentes Monitoring durchzuführen – da sind die Werte der aktuellen Testungen die Referenz. "Wenn die Spiele begonnen haben, liegt der Hauptfokus des Monitorings auf der Regeneration. Dementsprechend gestalten wir das Volumen und die Intensitäts für jeden einzelnen Spieler. Das Ziel ist es, zum richtigen Zeitpunkt in der bestmöglichen Form zu sein und das sind die Play-offs."
Ein täglicher Austausch mit Trainer Jens Gustafsson ist unabdingbar. "Wenn ein Trainer ein genaues Bild von der Art hat, wie er spielen will, kann man die Marker für das Krafttraining genau setzten", sagt Pedendorfer. Im Sommer ließ er die heimischen Spieler teilweise drei Mal am Tag schwitzen – sechs Tage lang. "Das war schon ein ordentliches pensum", sagte Kilian Rappold und fügt mit einem Lächeln an: "Als ganz junger Spieler hatte ich nicht gedacht, dass es so hart wird."

Weil die Spieler auch hart im Nehmen sind, warf 99ers-Arzt Thomas Fladischer nicht nur auf den Bewegungsapparat einen genauen Blick. "Ein spezielles Augenmerk liegt auf dem Thema 'Gehirnerschütterungen'. Daher führen wir jetzt auch Konzentrations-, Balance- und Gedächtnis-Tests durch. Auf deren Basis können wir dann in der Saison schnell mögliche Verletzungen erkennen."