Diese Weltmeisterschaft hatte zwei Chancen, dem Fußball in der Form des Spiels zum Durchbruch zu verhelfen. Die erste vergab Belgien im Halbfinale, als Frankreich den Fortschritt abrupt und ziemlich unelegant stoppte. Das am höchsten entwickelte Team prallte am taktischen Manifest von Didier Deschamps ab.

Die zweite verpassten die Franzosen. Ob sie es nicht konnten, ist hier nicht zu klären. Sie wollten es nicht, zu tief saß der Stachel vom verlorenen EM-Finale, als die Portugiesen (entgegen ihrer Natur) die Destruktivität zum Prinzip erhoben hatten.

Was Frankreich zum Weltmeister machte, ist nicht einmal mit nobler Blässe zu umschreiben. Es gab gegenüber dem Semifinale sogar noch eine Steigerung der eigenen Gegenbewegung. Das ist freilich nicht ausschließlich Eigenverschulden. Kroatien bemühte sich redlich um Gestaltung, wurde aber durch seltsame Fügungen um den Lohn gebracht. Der vielfach hochgelobte Videobeweis hatte in Russland einen absurden Abgang. Eine Ironie des Schicksals.

Der neue Weltmeister soll an dieser Stelle nicht diskreditiert werden. Er hat ein System von hochgradiger Effizienz präsentiert. Der Zweck heiligt die Mittel, heißt es. Dass auf diese Weise der Fußball an sich vorgeführt wird, ist als grober Einschnitt in Kauf zu nehmen. Der Triumph des schönen Spiels bleibt Illusion.