Ich freue mich so richtig auf das WM-Finale. Eine WM ist immer etwas Besonderes und Großes. Das empfand ich schon so, als ich 1990 als jugendlicher Fan begeistert verfolgt habe, wie Deutschland – kurz nach dem Mauerfall und der Wende – Weltmeister wurde. Gerade wenn die Mannschaft, mit der du mitfieberst, weit kommt, ist eine WM
faszinierend. 

Diesmal gibt es beim Finale einen guten Grund für mich, einer Mannschaft die Daumen zu drücken. Wir freuen uns bei Red Bull Salzburg alle für Duje Caleta-Car, dass er so etwas Spezielles erleben darf. Nicht nur, weil er ein Spieler von uns ist, sondern auch für ihn als Menschen. Er hat eine tolle Saison mit dem Europa-League-Halbfinale gespielt. Ich habe ihm schon vor dem Sieg gegen England geschrieben, dass ein Halbfinale in dieser Saison reicht – diesmal sei für ihn das Finale fällig. Das hat er tatsächlich erreicht, und alle bei uns gönnen ihm das von ganzem Herzen, weil er ein guter Junge ist. Mit Kroatien haben wir eine Mannschaft im Finale, die gegen den allgemeinen Trend agiert und über weite Strecken einen sehr leidenschaftlichen, aktiven Fußball mit hoher Laufbereitschaft auch gegen den Ball spielt. Frankreich setzt wiederum auf die individuelle Qualität und das Tempo, die sie vorne drinhaben. Es wird spannend sein, wie Kroatien das verteidigen wird.


An Kroatien fasziniert mich, wie sie ihren Weg gehen. Jeder hat gedacht, jetzt müssten sie doch einmal müde werden. Es ist nicht nur eine Frage der Fitness, auch der Kopf spielt eine wichtige Rolle. Ein Luka Modric hat immerhin an die 70 Saisonspiele in den Beinen. Man kann nur den Hut davor ziehen, was diese Burschen leisten. Es ist schon beeindruckend, wie der kroatische Trainer aus Spielern, die schon viel geschafft haben, eine Mannschaft formte, die so marschiert. Aber auch andere Trainer haben diese WM in Russland geprägt. Bei Englands Teamchef Gareth Southgate fand ich sehr angenehm, welche Ruhe er ausstrahlt. Spannend war auch, vom belgischen Trainer zu hören, er habe noch nie ein Spiel taktisch verloren. 

Insgesamt haben wir bei dieser Weltmeisterschaft viele gute Spiele gesehen. Es herrschte, soweit man das aus der Ferne beurteilen kann, gute Stimmung. Und entgegen vielen Befürchtungen ist die Politik kein großes Thema geworden, sondern zum Glück ging es am Ende doch vor allem um eines – um den Sport.