Allmählich wird es Zeit, die Oscars der WM zu verleihen! Heute in einer Woche steht der neue Weltmeister fest. Der Oscar für darstellende Kunst wird Kammerschauspieler Prof. h. c. Neymar nicht zu nehmen sein, zum Simpel des Turniers habe ich Michy Batshuayi gekürt.

Johan Mojica aus Kolumbien wiederum wäre keiner der Stars dieser WM geworden, gebührte ihm nicht der Oscar für den besten kleinen Gauner der WM. Im Spiel gegen England hatten sich die Kolumbianer vorgenommen, ihren Gegner mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln zu bekämpfen. Kopfstöße, Tumulte, giftige Zweikämpfe, es wurde gezerrt, geschoben und getreten.

Carlos Sanchez hatte Harry Kane bei einem Eckball in Ringermanier zu Boden gebracht, dem Schiedsrichter blieb nur, Elfmeter zu pfeifen. Rudelbildung rund um den Elfmeterpunkt, wilde kolumbianische Proteste. Aber die waren Theater, ein reines Ablenkungsmanöver. Aus dem Off schlich sich der arge Johan Mojica, 25 Jahre alt und ein elendes Dasein beim FC Girona fristend, mit kindlicher Unschuldsmiene heran, und in der Rückendeckung seiner Kollegas und für den Referee unsichtbar trat er mit der linken Fußspitze immer wieder in den Elferpunkt, bis dort kein Kalk mehr war und kein Gras mehr wuchs und sich in der Erde eine große Grube auftat, von Maulwurfshügeln gesäumt, geeignet, Harry Kanes Elferschuss abzulenken und das Tor zu verhindern. Während sein Schuh immer wieder skrupellos in den Elferpunkt hämmerte, setzte Mojica eine Unschuldsmiene auf wie jemand, der keinem Elferpunkt etwas zuleide tun kann.

Der Bösewicht scheiterte in seinem dunklen Drange: Kane blieb glorious and victorious. Wir lernen, dass Kolumbien dem Klischee widersprechend kein Land von Drogendealern und Mördern ist, sondern ein Land von Elfmeterpunktzerstörern. Man darf aber nicht vergessen, dass die Kolumbianer unter massivem Druck stehen und gerade bei Weltmeisterschaften immer mit Morddrohungen leben müssen.

Johan Mojica wäre nicht der erste Spieler, der, vom Weltturnier in seine Heimat zurückgekehrt, tatsächlich umgebracht wird …; unter solchen Umständen sollte die Welt Verständnis dafür aufbringen, dass man wirklich alles versucht, um seine Haut zu retten.

Ich an Putins Stelle würde Johan Mojica freilich nicht ausreisen lassen, sondern als Zwangsgärtner anstellen. Das wäre eine sogenannte Win-win-Situation.