Zuletzt war es immer so, dass Fußball-Weltmeisterschaften einem jungen, talentierten Spieler zum Durchbruch verholfen haben. 2010 war Deutschlands Thomas Müller 21-jährig mit fünf Toren maßgeblich am dritten Platz der Deutschen beteiligt.

2014 führte James Rodriguez 23-jährig Kolumbien mit sechs Toren bis ins Viertelfinale. Der Lohn war ein Millionentransfer zu Real Madrid – 75 Millionen haben die Königlichen nach der sensationellen WM-Leistung des Offensivspielers an AS Monaco überwiesen.

2018 hatte Kylian Mbappe als 20-Jähriger großen Anteil am Weltmeistertitel der Franzosen. PSG zog nach der Leihe die Kaufoption und ließ sich den Stürmer 180 Millionen Euro kosten. Neuerlicher Profiteur: die Monegassen.

Mit drei Toren zum Superstar

Englands Jude Bellingham und den beiden Spaniern Pedri und Gavi wurde vor dem Turnier zugetraut, in die großen Fußstapfen Müllers, Rodriguez' und Mbappes zu treten. Cody Gakpo aber verzaubert die Oranjes. Mit einem Tor in jedem der drei Spiele hat er orange WM-Geschichte geschrieben. In seinen ersten drei WM-Spielen hat vor Gakpo noch kein Niederländer getroffen. Die Hände reibt sich ob des sich anbahnenden Geldregens die PSV Eindhoven. 

Die Interessenten am Offensivspieler werden immer berühmter: Waren es vor einem Jahr noch Southampton und Leeds, die sich um den 23-Jährigen bemüht haben, sind Manchester United und Liverpool längst ins Feilschen eingestiegen. Gakpo kann sich wohl aussuchen, für wen er nach der WM spielt. "Es ist nett, dass das geschrieben wird. Aber ich beschäftige mich nicht damit", sagt der großgewachsene Rechtsfuß. "Aktuell geht es darum, das beste Team der Welt zu sein."

Sohn von zwei Profisportlern

Der Sohn einer Niederländerin und eines Togolesen ist in Eindhoven geboren. Bereits im Alter von acht Jahren wechselte er in die Jugend von PSV. "Er wollte immer mehr", erinnert sich sein Nachwuchstrainer Twan Scheepers im Gespräch mit "The Athletic". Egal, wie viele Tore er erzielt hat – er fragte sich stets, wie er noch mehr Tore hätte erzielen können. Die Tatsache, dass Vater (Fußball) und Mutter (Rugby) ebenfalls Profisportler waren, ließ ihn früh erkennen, wie es ist, als Profisportler zu leben. "Sie wollten, dass er Spaß hat und das Spiel genießt", sagt Scheepers.

Sein Spiel genießt aktuell noch Eindhoven. Neun Tore und zwölf Assists gehen auf das Konto des linken Flügels. Wie Vorbild Thierry Henry zieht er leidenschaftlich gerne vom linken Flügel ins Zentrum und schießt mit rechts. Katar hat genau das zu spüren bekommen. Dabei kommt Gakpo im Nationalteam gar nicht über den Flügel, sondern spielt im Zentrum. "Er wollte nicht als Nummer 10 spielen, aber bei mir muss er das. Jetzt denkt er, dass ich ein großartiger Trainer bin", sagt Bondscoach Louis van Gaal. "Er hat alles, was es braucht, um ein Star zu werden."

In Graz kam Sturm Graz in der Vorsaison übrigens in den Genuss, gegen Gakpo zu spielen. Beim 1:4 der Grazer gegen die Holländer blieb der Linksaußen aber ohne Scorerpunkt.